Vorwort
Technik als Hobby -
dies übt auf viele junge Menschen einen großen Reiz aus.
Die Funktechnik, die drahtlose Übermittlung von Informationen
- ob nun in Form von Morsesignalen, Sprache, Bildern oder Schrift
- hat dabei lange Jahre eine besondere Faszination ausgestrahlt
- im wahrsten Sinne des Wortes.
Der Funkamateur, der
aus seinem Zimmer mit Menschen aller Länder in Kontakt kommt,
kann auf diese Weise über die Funkwellen Dinge erfahren, von
denen andere gar nichts ahnen. Funkamateure haben auch schon in
vielen Notfällen, in denen die regulären Telefon- und
Funknetze zusammenbrachen, weitergeholfen. So waren zuletzt bei
der Erdbebenkatastrophe in Armenien deutsche Funkamateure freiwillig
mit im Einsatz. Auch als Sylvester 1978 Schleswig-Holstein im Schnee
versank und Stromversorgung und Telefonleitungen unterbrochen waren,
hielten die Funkamateure den Kontakt zur Außenwelt aufrecht.
Und die ersten Nachrichten aus dem Erdbebengebiet in Friaul in Oberitalien
1976 wurden auch von Funkamateuren übermittelt.
In unserer heutigen Zeit,
in der wir auch die fortschreitende Umweltzerstörung durch
übertriebene und falsche Technikanwendung erkennen, ist die
Begeisterung für das Technikhobby nicht mehr ungebrochen. Doch
darf man nicht übersehen, daß der Mensch selbst bestimmt,
ob und wie er eine neue wissenschaftliche Erkenntnis verwendet.
Gerade Elektronik und Funktechnik können helfen, die Umwelt
wieder lebenswerter zu gestalten und die Menschen näher zusammenzuführen.
Die technisch interessierten
Jugendlichen - aufgrund der Erziehung leider immer noch fast ausschließlich
Jungen - sind von den klassischen Hobbies wie Modellflug und Funktechnik
inzwischen zur Computertechnik abgewandert. Sie tauschen untereinander
die neuesten Spiele aus und bekämpfen dann Monster in fernen
Planetensytemen oder treiben sich über Telefon und Akustikkoppler
in fremden Datennetzen und Computern herum und schockieren Papi
dadurch mit einer vierstelligen Telefonrechung.
Das Funkhobby krankt
so an totaler Überalterung: es droht zu einer Beschäftigung
für Rentner, Opas und Wissenschaftler reduziert zu werden.
Lediglich der CB-Funk, an dem jeder ohne Prüfung und technische
Kenntnisse teilnehmen kann, erfreut sich noch gewisser Beliebtheit,
entwickelt sich aber mancherorts eher zu einer Mischung aus Kinderspielzeug
und Angebertummelplatz.
Nun ist nun aber auch
im Funk das Computer-Zeitalter angebrochen. "Packet-Radio"
nennt sich das neue Phänomen, und es handelt sich hierbei um
Datenübertragung über Amateurfunk. Das "Packet-Fieber"
greift um sich und Packet-Radio hat sich inzwischen zum absoluten
Renner entwickelt. Selbst mitten in der Nacht, wenn zumindest im
lokalen Bereich die Funkgespräche verstummen (auf den Kurzwellenbändern
mit ihren weltweiten Verbindungsmöglichkeiten ist dies höchstens
bei ungünstigen Funkbedingungen einmal der Fall), herrscht
auf den Packet-Radio-Frequenzen noch eifriger Betrieb.
Doch ist der Einstieg
in Packet-Radio für die meisten ein Sprung ins kalte Wasser.
Es ist schon schwer genug, einen Computer in Betrieb zu nehmen,
da die nun mal noch längst nicht so einfach zu bedienen sind,
wie uns so mancher Hersteller weismachen will. Wer Packet-Radio
machen will, muß nun aber im allgemeinen sogar mindestens
drei komplizierte technische Geräte richtig "zum Laufen"
bringen:
- ein Amateurfunkgerät
mit Antennenanlage,
- einen Computer oder
ein Terminal
- und eine Schnittstelle
zwischen beiden, die die eigentliche Umsetzung der eingetippten
Zeichen in für das Funkgerät sendefähige Signale
übernimmt.
Hat man Geräte und
zugehörige Programme dann endlich lauffähig gebracht,
so ist dies erst der Anfang: schließlich ist so eine Anlage
ja nicht Selbstzweck, sondern man möchte mit anderen Funkern
in Verbindung treten. Und da diese Anlagen noch keineswegs einheitlich
zu bedienen sind, stolpert der Packet-Radio-Neuling meist von einer
Überraschung in die andere.
Man kann die Funkamateure
fast in zwei Klassen aufteilen:
- die, die Packet-Radio
machen
- und die, die es nicht
tun!
Die Verteilung unter
den aktiven Funkamateuren hat dabei mittlerweile 50 : 50 überschritten.
Dieses Buch soll nun
dem Packet-Radio-Interessierten zeigen, was ihm diese Technik bieten
kann und ihn über geeignete Geräte informieren. Dem Unentschlossenen
oder nur Neugierigen kann es Aufschluß darüber geben,
ob Packet-Radio vielleicht etwas für ihn ist. Dem bereits entschlossenen
soll es den Einstieg erleichtern, so daß die Freude an Packet-Radio
nicht durch ständige Fehlermeldungen und nicht funktionierende
Geräte zum Erliegen kommt. Und dem bereits erfahrenen Datenfunker
wird es als umfassendes Nachschlagewerk dienen. Schließlich
soll es jenen, die dieser neuen Technik kritisch gegenüberstehen
und darin gar eine Gefährdung des Amateurfunks oder eine unpersönliche
Art der Kommunikation sehen, etwas Verständnis und vielleicht
sogar Interesse nahebringen. Immerhin gibt es nur sehr wenige Funkamateure,
die sich einmal mit Packet-Radio beschäftigt haben und anschließend
nicht davon begeistert waren. Die berühmten rechteckige Augen
andererseits bekommt man davon sicher weniger als vom abendlichen
Fernsehgenuß.
Zugegeben, das sind hohe
Ansprüche. Und deshalb sind gewisse Kompromisse nicht zu umgehen.
So wird der Neuling von bestimmten Kapiteln zunächst völlig
überfordert sein. Doch ist dies kein Grund, sich Sorgen zu
machen, er wird sie später einmal zu schätzen wissen,
wenn er etwas Erfahrung gesammelt hat und es ist zunächst nicht
notwendig, alles zu verstehen. Packet-Radio ist nichts, über
das man nur lesen kann - man muß es selbst erleben!
Ein weiteres Problem
ist die immer noch sehr rasche technische Entwicklung. Packet-Radio
ist noch lange nicht ausgereift. Fast monatlich kommen neue Techniken
hinzu, die man in diesem Buch dann erst in späteren Auflagen
finden wird. Doch bietet gerade diese ständige Entwicklung
großen Spielraum für eigene Experimente und so wird das
neue Hobby sicher nicht langweilig. Der Amateurfunk hat schon immer
von der technischen Weiterentwicklung durch die Funkamateure gelebt.
Auch ich habe durch Amateurfunk
und auch Packet-Radio viele persönliche Kontakte geknüpft,
ohne die dieses Buch gar nicht möglich geworden wäre.
Insbesondere möchte ich für zur Verfügung gestelltes
Material danken:
Udo DG8MCQ, Johannes DG3RBU, Fritz DL6MBZ, Flori DL8MBT, Erich DC6IY,
Chris OE5DXL, Sigi DL1MEN (t), Peter DB2OS von NORD><LINK,
Manfred DK9CG, Peter DG5MCE und Ulf DK9SJ
... es folgt das erste
Kapitel als Leseprobe:
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