Packet-Radio - das Buch
 
 

 

 
 

Packet-Radio

Das Standardwerk über Datenfernübertragung im Amateurfunk! Erstmals erschienen 1991, neu überarbeitete dritte Auflage 2000. Die Funkamateure schafften schon in den achziger Jahren, was kommerzielle Dienste erst jetzt aufbauen. Erschienen im VTH-Verlag Baden-Baden, erhältlich unter anderem bei Amazon.de

 

Hier das erste Kapitel als Leseprobe:

 

Was ist Packet-Radio?

"Packet-Radio ist ein rechnerunterstütztes Kommunikationssystem, in dem Daten digital nach einem definierten Protokoll zwischen Amateurfunkstationen ausgetauscht werden". Etwas weniger kompliziert ausgedrückt: Datenübertragung per (Amateur-) Funk ! Wobei diese Daten allerdings nicht nur Computerprogramme, sondern genauso technische Artikel, aber auch persönliche Botschaften sein können.

Man kann sich über Packet-Radio also genauso "unterhalten" wie in einer Fernschreibverbindung, nur kann man sich im Gegensatz zu dieser im Amateurfunk auch gebräuchlichen Technik darauf verlassen, daß das, was ankommt, auch bei gestörter Verbindung fehlerfrei (von selbstgemachten Tippfehlern mal abgesehen ...) ankommt. Außerdem können digitale Signale ohne Probleme gespeichert und verlustfrei weitervermittelt werden. Es ist kein Problem, eine Verbindung von München nach Hamburg herzustellen, auch wenn die verwendeten Funkgeräte der beiden Partner mangels guter Antennenanlagen jeweils nur 20 Kilometer überbrücken können! Da sich im Prinzip alles digitalisieren läßt, sind auch Bilder und Sprache auf diese Art übertragbar - man denke nur an die CD-Technik. Hier werden sich in der Zukunft viele Möglichkeiten auftun, noch reichen allerdings die erzielbaren Übertragungsgeschwindigkeiten für "Life"-Übertragungen von bewegten Bildern oder Sprache nicht aus.

Das heute für Packet-Radio verwendete Übertragungsprotokoll ist eine für Funkübertragung abgewandelte Form des in der kommerziellen Datenübertragungstechnik (zum Beispiel im DATEX-P-Netz der deutschen Bundespost) verwendeten X.25 Protokolls und wurde zu Beginn der 80er Jahre in den USA entwickelt.
Die zu übertragenden Daten werden von einem Terminal (dies kann auch ein Fernschreiber, aber auch ein Computer mit einem entsprechenden Terminalprogramm sein) über eine Schnittstelle (meist eine serielle Schnittstelle, auch als RS-232 oder V.24 bekannt) an einen Terminal-Node-Controller (TNC) übergeben, der diese Daten wiederum entsprechend dem oben genannten Protokoll aufbereitet als Bitfolge (im Prinzip eine Folge von Nullen und Einsen) in Päckchen definierter Länge an ein Modem weitergibt.
Dieses Modem setzt dann die einzelnen Bits in Töne unterschiedlicher Frequenz um, die nun statt Sprachsignalen von einem üblichen Funkgerät verarbeitet werden können. Bei der Gegenstation setzt ein Modem wieder umgekehrt die empfangenen Töne in logische Nullen und Einsen um, die im dortigen TNC decodiert und als Daten am Terminal dargestellt oder zur späteren Verwendung abgespeichert werden können. Teilweise können als Terminal eingesetzte Computer auch die Aufgabe des TNCs mit übernehmen.
Die Übertragungsraten liegen im VHF/UHF- Bereich typisch noch bei 1200 Baud, teilweise werden auf UHF auch schon 9600 Baud verwendet. Auf Kurzwelle sind 300 Baud üblich.

Können sich zwei Stationen nicht gegenseitig hören, ist die Verbindung auch über einen sogenannten Digipeater möglich, wozu sich jede von beiden Teilnehmern erreichbare Packet-Radio-Station eignet, die das von einer Station empfangene Signal in ihrer Station aufbereitet und neu abstrahlt. Mehrere Digipeater können in einem Netz miteinander verbunden sein, sodaß Verbindungen auch über sehr große Entfernungen ermöglicht werden. In "Mailboxen" können Nachrichten und allgemeine Informationen gespeichert werden, auf die im Prinzip jeder Funkamateur über das Netz zugreifen kann.

Der einzige Nachteil gegenüber einer normalen Sprechfunkverbindung ist beim heute üblichen Packet-Radio-Betrieb natürlich, daß sich persönliche Stimmungen nicht automatisch mitübertragen lassen und die Benutzung von Tastatur und Bildschirm statt Mikrofon und Lautsprecher beziehungsweise Kopfhörer notwendig wird.
Dafür läuft die Verbindung aber auch wie am Telefon gleichzeitig in beide Richtungen - dies ist beim normalen Funkfernschreiben und auch beim Sprechfunk nicht so. Gerät man dort an einen "Dauerquassler" als Funkpartner, so kann man ihn nicht unterbrechen, bevor er freiwillig von Sendung auf Empfang zurückschaltet...
Die fehlende Stimme sind die Funkamateure aber schon von der Übertragung über Morsesignale gewohnt. Damit die Verbindung nicht so unpersönlich wird - immerhin handelt es sich ja um ein Hobby zum Kennenlernen anderer Menschen und nicht um eine professionelle Nachrichtenagentur - haben sich schon im Morsefunkbetrieb einige Amateurfunk-typische Abkürzungen entwickelt. Die Buchstaben "hi" bedeuten zum Beispiel "ich lache", sind also als Antwort auf einen guten Witz oder auch zur Andeutung einer ironischen Bemerkung gut geeignet; "QRX" dagegen heißt "Moment bitte", weil es beispielsweise an der Wohnungstür geklingelt hat.
Daneben gibt es natürlich noch unzählige meist der Comicsprache entlehnte "Stimmungsausbrüche" von "Jappadappaduh!" bis "Niach" oder "Hrrmblgrmpft#*@$!!!", wobei dem Erfindungsreichtum des einzelnen natürlich keine Grenzen (außer der des Anstands) gesetzt sind.

Theoretisch wäre übrigens auch ein Drucker oder alter Fernschreiber statt des Bildschirms verwendbar. In der Anfangszeit von Packet-Radio war dies auch durchaus noch üblich, da alte Fernschreiber preiswert erhältlich waren - oder sogar verschenkt wurden, weil niemand mehr Platz für diese Ungetüme hatte - und Bildschirm-Terminals anfangs noch teuer waren. Der Nachteil beim Fernschreiber ist jedoch die Lärmentwicklung und der Papierverbrauch. Moderne Fernschreiber sind inzwischen auch mit Bildschirm ausgerüstet und gute, augenschonende Bildschirme sind inzwischen schon relativ preiswert erhältlich.
Der große Vorteil gegenüber Sprechfunk ist dagegen die beliebige Speicherbarkeit von Nachrichten - jede Packet-Radio-Station kann ähnlich wie ein Anrufbeantworter kurze Mitteilungen zwischenspeichern und spezielle Mailbox-Systeme können auch halbe Romane aufnehmen ...

 

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