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Was
ist Packet-Radio?
"Packet-Radio ist
ein rechnerunterstütztes Kommunikationssystem, in dem Daten
digital nach einem definierten Protokoll zwischen Amateurfunkstationen
ausgetauscht werden". Etwas weniger kompliziert ausgedrückt:
Datenübertragung per (Amateur-) Funk ! Wobei diese Daten allerdings
nicht nur Computerprogramme, sondern genauso technische Artikel,
aber auch persönliche Botschaften sein können.
Man kann sich über
Packet-Radio also genauso "unterhalten" wie in einer Fernschreibverbindung,
nur kann man sich im Gegensatz zu dieser im Amateurfunk auch gebräuchlichen
Technik darauf verlassen, daß das, was ankommt, auch bei gestörter
Verbindung fehlerfrei (von selbstgemachten Tippfehlern mal abgesehen
...) ankommt. Außerdem können digitale Signale ohne Probleme
gespeichert und verlustfrei weitervermittelt werden. Es ist kein
Problem, eine Verbindung von München nach Hamburg herzustellen,
auch wenn die verwendeten Funkgeräte der beiden Partner mangels
guter Antennenanlagen jeweils nur 20 Kilometer überbrücken
können! Da sich im Prinzip alles digitalisieren läßt,
sind auch Bilder und Sprache auf diese Art übertragbar - man
denke nur an die CD-Technik. Hier werden sich in der Zukunft viele
Möglichkeiten auftun, noch reichen allerdings die erzielbaren
Übertragungsgeschwindigkeiten für "Life"-Übertragungen
von bewegten Bildern oder Sprache nicht aus.
Das heute für Packet-Radio
verwendete Übertragungsprotokoll ist eine für Funkübertragung
abgewandelte Form des in der kommerziellen Datenübertragungstechnik
(zum Beispiel im DATEX-P-Netz der deutschen Bundespost) verwendeten
X.25 Protokolls und wurde zu Beginn der 80er Jahre in den USA entwickelt.
Die zu übertragenden Daten werden von einem Terminal (dies
kann auch ein Fernschreiber, aber auch ein Computer mit einem entsprechenden
Terminalprogramm sein) über eine Schnittstelle (meist eine
serielle Schnittstelle, auch als RS-232 oder V.24 bekannt) an einen
Terminal-Node-Controller (TNC) übergeben, der diese Daten wiederum
entsprechend dem oben genannten Protokoll aufbereitet als Bitfolge
(im Prinzip eine Folge von Nullen und Einsen) in Päckchen definierter
Länge an ein Modem weitergibt.
Dieses Modem setzt dann die einzelnen Bits in Töne unterschiedlicher
Frequenz um, die nun statt Sprachsignalen von einem üblichen
Funkgerät verarbeitet werden können. Bei der Gegenstation
setzt ein Modem wieder umgekehrt die empfangenen Töne in logische
Nullen und Einsen um, die im dortigen TNC decodiert und als Daten
am Terminal dargestellt oder zur späteren Verwendung abgespeichert
werden können. Teilweise können als Terminal eingesetzte
Computer auch die Aufgabe des TNCs mit übernehmen.
Die Übertragungsraten liegen im VHF/UHF- Bereich typisch noch
bei 1200 Baud, teilweise werden auf UHF auch schon 9600 Baud verwendet.
Auf Kurzwelle sind 300 Baud üblich.
Können sich zwei
Stationen nicht gegenseitig hören, ist die Verbindung auch
über einen sogenannten Digipeater möglich, wozu sich jede
von beiden Teilnehmern erreichbare Packet-Radio-Station eignet,
die das von einer Station empfangene Signal in ihrer Station aufbereitet
und neu abstrahlt. Mehrere Digipeater können in einem Netz
miteinander verbunden sein, sodaß Verbindungen auch über
sehr große Entfernungen ermöglicht werden. In "Mailboxen"
können Nachrichten und allgemeine Informationen gespeichert
werden, auf die im Prinzip jeder Funkamateur über das Netz
zugreifen kann.
Der einzige Nachteil
gegenüber einer normalen Sprechfunkverbindung ist beim heute
üblichen Packet-Radio-Betrieb natürlich, daß sich
persönliche Stimmungen nicht automatisch mitübertragen
lassen und die Benutzung von Tastatur und Bildschirm statt Mikrofon
und Lautsprecher beziehungsweise Kopfhörer notwendig wird.
Dafür läuft die Verbindung aber auch wie am Telefon gleichzeitig
in beide Richtungen - dies ist beim normalen Funkfernschreiben und
auch beim Sprechfunk nicht so. Gerät man dort an einen "Dauerquassler"
als Funkpartner, so kann man ihn nicht unterbrechen, bevor er freiwillig
von Sendung auf Empfang zurückschaltet...
Die fehlende Stimme sind die Funkamateure aber schon von der Übertragung
über Morsesignale gewohnt. Damit die Verbindung nicht so unpersönlich
wird - immerhin handelt es sich ja um ein Hobby zum Kennenlernen
anderer Menschen und nicht um eine professionelle Nachrichtenagentur
- haben sich schon im Morsefunkbetrieb einige Amateurfunk-typische
Abkürzungen entwickelt. Die Buchstaben "hi" bedeuten
zum Beispiel "ich lache", sind also als Antwort auf einen
guten Witz oder auch zur Andeutung einer ironischen Bemerkung gut
geeignet; "QRX" dagegen heißt "Moment bitte",
weil es beispielsweise an der Wohnungstür geklingelt hat.
Daneben gibt es natürlich noch unzählige meist der Comicsprache
entlehnte "Stimmungsausbrüche" von "Jappadappaduh!"
bis "Niach" oder "Hrrmblgrmpft#*@$!!!", wobei
dem Erfindungsreichtum des einzelnen natürlich keine Grenzen
(außer der des Anstands) gesetzt sind.
Theoretisch wäre
übrigens auch ein Drucker oder alter Fernschreiber statt des
Bildschirms verwendbar. In der Anfangszeit von Packet-Radio war
dies auch durchaus noch üblich, da alte Fernschreiber preiswert
erhältlich waren - oder sogar verschenkt wurden, weil niemand
mehr Platz für diese Ungetüme hatte - und Bildschirm-Terminals
anfangs noch teuer waren. Der Nachteil beim Fernschreiber ist jedoch
die Lärmentwicklung und der Papierverbrauch. Moderne Fernschreiber
sind inzwischen auch mit Bildschirm ausgerüstet und gute, augenschonende
Bildschirme sind inzwischen schon relativ preiswert erhältlich.
Der große Vorteil gegenüber Sprechfunk ist dagegen die
beliebige Speicherbarkeit von Nachrichten - jede Packet-Radio-Station
kann ähnlich wie ein Anrufbeantworter kurze Mitteilungen zwischenspeichern
und spezielle Mailbox-Systeme können auch halbe Romane aufnehmen
...
Es folgt das Inhaltsverzeichnis:
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