Rundfunk contra Internet: Der Streit um wdr.org
 
 

 

 

Per "e.V." durchgesetzt:
Markenrecht geht vor Namensrecht - aus wdr.org wurde dl2mcd.de

Ich habe in den letzten Monaten viele Anfragen bekommen, die ich auf dieser Seite mit den Antworten als FAQ (frequently asked questions - oft gestellte Fragen) zusammengestellt habe, da einige der E-Mail-Dialoge doch recht interessant und mitunter gar erheiternd waren. Andere auch eher anstrengend, da so mancher geneigt ist, einfach der bekannteren Instanz zu glauben oder mir das berühmte Loch in den Bauch fragte. Außerdem ist die gesamte Dokumentation des Falls und seiner Konsequenzen mittlerweile so umfangreich, daß sich da nicht mehr jeder komplett durchlesen wird. Die FAQ WDR ist sozusagen alles in Kurzform. Da es sehr viele Fragen waren, leider nicht ganz so kurz, wie ich es gerne hätte.

 

FAQ WDR

( -> FAQ bitte als Einzelbuchstaben, nicht als Wort aussprechen - könnte sonst als Markenverunglimpfung aufgefaßt werden - Danke!)

 

Wieso heißen Sie überhaupt WDR?

Ich heiße Wolf-Dieter Roth. Das ist vielen Leuten zu lang oder zu kompliziert. Außerdem ist es im Journalismus üblich, die Initialen unter einen Artikel zu drucken statt den vollen Namen. Das ging mir schon mit dem ersten Artikel in der Schülerzeitung so, und danach hatte ich den Spitznamen WDR weg.

Sie haben Ihre Initialen in der Schülerzeitung abgedruckt??? Pfui!

Pardon, Initialen sind die Anfangsbuchstaben des Namens. Sie meinen wohl Genitialien. Die wurden ganz bestimmt noch nirgends abgedruckt :-)

Ist "WDR" nicht ein etwas blöder Spitzname?

Och, es gibt Schlimmere. "Manta-Manni" oder "Kleines Arschloch" beispielsweise. An WDR empfand ich nichts negatives. Ich wußte ja nicht, daß die gleichnamige Anstalt so fies ist. Ich wußte auch nicht, daß die Buchstaben als solche geschützt sind - international üblich ist in solchen Fällen nur das Schützen des Senderlogos, das ich natürlich nicht im Traum verwendet hätte. In den USA gibt es alleine hunderte WDRs, da Initialen dort allgemein ständig benutzt werden und fast jeder drei davon hat. Dort ist es Gleichnamigen auch ausdrücklich verboten, deshalb Prozesse anzufangen ("Twin-Law"). In Deutschland hat man dagegen das Markenrecht 1995 extra verschärft, damit so etwas wie dieser Prozeß juristisch möglich wird. Der westdeutsche Rundfunk hatte allerdings seit 1978 eine Ausnahmegenehmigung.

Hatten Sie noch nie in Ihrer Laufbahn Ärger mit denen?

Nein, warum? Ich habe zwar über Rundfunk geschrieben, damit waren die diversen Sender aber nie so unzufrieden, daß mich deshalb einer verklagt oder auch nur angesprochen hätte. Den kritischsten Artikel, an den ich mich erinnere, habe ich über einen privaten Sender geschrieben. Daß der westdeutsche Rundfunk ein äußerst unangenehmer Geselle ist, habe ich erst jetzt im Laufe des Prozesses von Leuten aus Köln und Umgebung erfahren.

Haben Sie denn nicht klar darstellen können, daß Sie nicht der westdeutsche Rundfunk sind?

Das war immer klar. Jede berufliche E-Mail, egal wie kurz, enthielt meinen vollständigen Namen in der Kennung z.B. in der Form "Wolf-Dieter Roth" <wdroth@pconline.de> sowie einen zweizeiligen Footer mit Name, Zeitschrift, Verlag, Straße, Hausnummer, Postleitzahl, Ort, Telefon und Fax. Oder entsprechend meiner privaten Anschrift. Auch meine Partnerin hat ihre Mails stets mit dem kompletten Namen unterzeichnet. Da etliche Mailprogramme wie Microsoft Outlook ohnehin nur den Namen anzeigen und die dahinterstehende Mailadresse verbergen, ist von unserer Seite aus angeschriebenen Mailpartnern das "wdr" in der Mailadresse überhaupt nicht bewußt geworden. Es war nur beim Durchgeben am Telefon von Vorteil, weil kurz - und da bestand dann ebensowenig Verwechslungsgefahr. Auch die auf wdr.org eingerichtete Website hatte stets klare Informationen über ihre Betreiber. Genau das wurde aber als besonders verwerflich beanstandet - ein Impressum wurde mir für die Zukunft ausdrücklich untersagt. Begründung: Man könne mich dann erreichen (per Post, Telefon, Fax etc.), und das sei zu verhindern, da für mich von wirtschaftlichem Vorteil. Wo bitte liegt der wirtschaftliche Vorteil von Werbesendungen? Aufträge kommen nicht über Websites, aber das haben schon ganz andere als Herr Pleitgen nicht kapiert...

Sind Sie noch nie mit dem westdeutschen Rundfunk verwechselt worden?

Es gab mal einen Leser der Funkschau, dem das passierte. Sonst: nein. Ich bin ein Mensch, der Rundfunk ist eine Anstalt, ein Unternehmen, also eine Firma. Bestenfalls hätte noch jemand glauben können, ich arbeite dort. Doch auch das trat nicht ein, da ich nie in Nordrhein-Westfalen gelebt oder gearbeitet habe.

Warum haben die nicht erstmal mit Ihnen geredet, sondern sind gleich mit der Keule auf Sie losgegangen?

Weil dies persönliche Anordnung des Intendanten Fritz Pleitgen war anläßlich seines geplanten Internet-Portals. Ich wäre telefonisch und per E-Mail erreichbar gewesen. Lediglich Fax und Post war für mich die 10 Tage, wo ich in München war, nicht erreichbar. Ein Urlaub hätte dieselben Folgen gehabt.

Gibt es denn da keine Rückversetzung in den vorigen Stand wie beim Finanzamt, wenn man in Urlaub war?

Das Finanzamt gestattet Ihnen ein Privatleben mit Urlaub. Das Markenrecht nicht. Tatsächlich kann man sogar eine einstweilige Verfügung ohne vorherige Abmahnung schicken. Und ist der Empfänger dann nicht da, wird pro Tag Fortbestand der beanstandeten Sache die entsprechende Summe fällig.

Wie hoch war die in Ihrem Fall?

Maximal eine halbe Million, wie der Streitwert. 10 Tage Urlaub hätten mich also fünf Millionen kosten können.

Was genau ist eigentlich ein Portal?

Ursprünglich eine Art erweiterte Linkliste meist mit viel Werbung und manchmal noch ein paar Nachrichten drauf, die so interessant sein sollte, daß sie als Startseite im Browser gewählt wird.

Wozu brauche ich denn sowas?

In der beschriebenen Form eigentlich gar nicht. Es verzögert den Browserstart, weil immer erst das Portal mit aller Werbung geladen wird, auch wenn man schon weiß, daß man eigentlich eine ganz andere Seite abrufen will. Gut ist es nur für den Portalbetreiber, weil er damit seine Werbeflächen teuer verkaufen kann. Ich habe immer eine leere Seite als Startseite im Browser.

Hätte es nicht gereicht, einen Hinweis auf den westdeutschen Rundfunk auf Ihrer Site anzubringen?

Den gab es; er wurde strafverschärfend gewertet: es beweise, daß mir der westdeutsche Rundfunk bekannt sei (als ob es glaubhaft gewesen sei, daß er mir nicht bekannt ist...) und daß ich mit Irrläufern rechne. An den Haaren herbeigezogen und entgegen gängiger Rechtsauffassung, aber dem Richter plausibel. Ebenso verbot er die Kontakt-Seite, auf der mein Name stand.

Jetzt steht da aber nur noch "DL2MCD" und "Robin Lynn Miller" ?

Nachdem auch W.D.Roth und vor allem eben die Seite mit Namen und Anschrift beanstandet wurde, war zu befürchten, daß der Namen Wolf-Dieter Roth (von dem sich ja WDR und W.D.Roth ableiten) ebenfalls vom westdeutschen Rundfunk im Internet nicht akzeptiert wird. Ich habe deshalb damals den Namen überall gelöscht, was einige Zeit brauchte (er stand auf vielen Seiten) und habe keinen Nerv, ihn wieder einzufügen, nachdem der Rundfunk diesen Punkt inzwischen verneint hat. Der Name meiner Freundin funktioniert als Postanschrift ja genauso gut und mein Name stand nicht aus Eitelkeit auf den Seiten, sondern nur als Postanschrift. Anwälte sind nämlich vielseitig: andere mahnen ab, wenn keine gültige Postanschrift auf einer Website steht...

Nachtrag: Zwar akzeptiert der Rundfunk die Angabe meines Namens, der Richter hat aber ausdrücklich das gesamte Impressum verboten, egal ob Name, Fax, Telefon, E-Mail oder Postanschrift. Deshalb finden Sie dort nun die Anschrift meines Anwalts, denn ohne Anschrift ist ja auch wieder nicht erlaubt, obwohl inzwischen jeder weiß, wo die bei DeNIC zu finden ist.

Nachtrag zum Nachtrag: Nachdem zuviele der üblichen Störenfriede wie Weinhandlungen und Versicherungsvertreter meinen Anwalt belästigten, hat der sich nun die Angabe seiner Adresse auch verbeten. Ohne geht aber nicht. Also ist nun der westdeutsche Rundfunk angegeben. So sind die schließlich am Ziel angekommen: jetzt können sie alle Leute, die mich sprechen wollen, einkassieren :-(

Nachtrag zum Nachtrag zum Nachtrag: (ja, ich weiß, es wird albern - aber das ist der ganze Fall sowieso!): Der westdeutsche Rundfunk hat mir das Impressum wieder gestattet. Das dürfte damit das Gerichtsurteil in diesem Punkt aufheben. Sicherheitshalber habe ich seine Anschrift aber auch drin gelassen, da nun - im Gegensatz zu der Situation vor dem Prozeß - sich doch öfters Leute auf meine Site verirren, die den westdeutschen Rundfunk suchen. Einfach, weil er nun - im Gegensatz zu vorher - hier Thema geworden ist und die Suchmaschinen entsprechend reagieren. Und bevor dann irgend ein Depp einen Aufstand macht...

Wurde der Hinweis-Link denn tatsächlich genutzt, also gab es Irrläufer?

Abgesehen von meinen eigenen Tests, die den Link und meine Site Anfang 1999 auch dem Webmaster des westdeutschen Rundfunks bekannt machten, wurde er einmal im Dezember 1999 benutzt. Dann gab es noch eine E-Mail in gebrochenem Deutsch, in der jemand möglicherweise (klar war dies nicht) glaubte, beim westdeutschen Rundfunk zu sein. Das war alles. Der Vorwurf, ich hätte Leute auf meine Site ziehen wollen, ist absurd: mich kostet jeder Besucher Geld, wenn eine gewisse Grenze überschritten ist. Bei auch nur 10% der Besucher des westdeutschen Rundfunks auf meiner Site wäre ich in wenigen Wochen pleite gewesen. Von der Arbeit, unsinnige Anfragen zu beantworten, ganz abgesehen!

Aber Hits bringen doch Geld?

Das trifft nur zu, wenn man Werbung auf seiner Site schaltet. Ich hatte keine Werbebanner, wollte auch keine. Mich kosten Hits Geld!

Wieso, da waren doch "Freedom for links" und der "Hamburger High-Tech Presseclub"?

Für beide Links bekam ich kein Geld, sondern hatte sie nur aus Eigeninitiative gesetzt. Dem Hamburger High-Tech Presseclub habe ich auch seit 1999 kostenlos die eigentliche Webpräsenz erstellt und auf meiner Site gehostet, da die beiteiligten Agenturen und Journalisten lange Zeit weder Zeit noch Geld hatten, etwas eigenes unter der dafür eigentlich vorgesehenen Adresse http://www.hhpc.de aufzubauen. Freedom for links ist mittlerweile auch praktisch tot. Ich empfehle stattdessen inzwischen die Abmahnungswelle.

Aber Sie wollten sich im Ruf des westdeutschen Rundfunks sonnen?

Welcher Ruf bitte? Der Rundfunk mag bekannt sein, aber das ist es auch. Ich wüßte nicht, in was ich mich da sonnen sollte. (Außerdem ist es in Köln nun wirklich nicht sehr sonnig ;-/). Alles, was einst dem westdeutschen Rundfunk einen guten Ruf gab, ist in der Form, die es berühmt machte, Vergangenheit, ob nun Computerclub, Alan Bangs' Night-Flight oder Hobbythek. Jean Pütz geht in Rente, Alan Bangs wurde vor Jahren gefeuert. (Inzwischen hat man seinen Wert wohl wieder erkannt, aber es ist nicht mehr das selbe, er macht nun Rockpalast und nicht mehr Radio). In den USA ist es für jedermann völlig normal, mit den dort auch stets dreistelligen Initialen zu arbeiten, und da ist es sogar verboten, sich deshalb gegenseitig zu verklagen (gäbe sonst Tausende Streitereien). Für andere mag die Kürzelgleichheit ein Grund sein, das Kürzel zu verwenden, für mich selbst spielt das keine Rolle. Ich habe mir meinen Ruf selbst erarbeitet, ich muß mir nicht einen fremden Ruf ausborgen und würde auch nicht mit einer verschlafenen Radiostation mit unterbeschäftigten Juristen verwechselt werden wollen!

Der Fall scheint mir aber sehr an den Haaren herbeigezogen?

Der Intendant Fritz Pleitgen wollte ein Exempel statuieren und seine Macht demonstrieren um - was weiß ich wen (Den damals noch mächtigen Kirch? Den Rundfunkrat, damit er wiedergewählt wird?) - zu beeindrucken. (Nachtrag: Inzwischen weiß ich es. Er wollte den großen Macher mimen, um als ARD-Vorsitzender gewählt zu werden, was ja leider auch geklappt hat). Er wollte einen Krieg vom Zaun brechen, wo für vernünftige Menschen gar kein Problem bestanden hätte. Deshalb glauben die Leute ja immer, daß da noch was dahinter stecken muß, weil es so unglaublich ist und man doch unter vernünftigen Menschen erstmal miteinander redet. Aber ich hatte wirklich noch nie irgendein Problem mit dem westdeutschen Rundfunk oder einem anderen Sender bis zum Jahr 2000. Und manche Leute sind leider Machtfanatiker. Genau auf diese Weise ist Fritz Pleitgen inzwischen Chef der gesamten öffentlich-rechtlichen Sender geworden.

Wenn ich in Suchmaschinen "WDR" eingebe, werden doch auch Ihre Seiten gelistet?

Das war aber nicht wegen der Domain, die ist den meisten Suchmaschinen völlig egal, sondern wegen dem Kürzel unter den Artikeln. Und auch damit erst weit hinter dem westdeutschen Rundfunk, denn das kommt ja pro Artikel nur einmal vor, und zwar am Ende. Um nach 60 Seiten Maus & Co. auf etwas von mir zu stoßen, muß man schon gezielt danach suchen. Meine Seite war nie für "Laufkundschaft" gedacht - Leute kommen nicht mal eben auf der Suche nach SEX, MAUS oder WDR bei mir vorbei und geben dann einen Fachartikel in Auftrag, weils grad so schön paßt. Die Adresse habe ich z.B. Zeitschriften gegeben, für die ich schreiben wollte, damit sie sich vorab meine Themen anschauen können, ohne daß ich Fotokopien meiner Artikel verschicken muß. Dann kam sie noch auf meiner Visitenkarte vor. Und das war es denn auch schon. Eine realistische Eingabe für Suchmaschinen wäre z.B. "Wolf-Dieter Roth Journalist" - da erscheint meine Seite als erste, und das macht Sinn. Tatsächlich erscheint meine Seite bei der Suche nach "wdr" heute früher in den Suchmaschinen als zu der Zeit, als sie noch unter wdr.org lief - aber das liegt daran, daß nun öfters von diesem Dusselsender die Rede ist. Doch selbst heute liegen 'zig andere Firmen weit vor mir. Und dafür drängelt sich der Kölner Karnevalssender mittlerweile auf den dritten Platz, wenn man nach der Bank UBS Warburg sucht!

Warum nehmen Sie das Kürzel unter den Artikeln denn nicht weg?

Die Texte sind so erschienen. Ich kann doch nicht im Nachhinein rumfälschen. Und die Verlage bestehen darauf, es weiter so zu führen. "Extrawurst" meinetwegen wollte man nicht, eher noch kündigen.

Wäre es nicht sinnvoller, hier über Ihre Angebote zu reden statt über diesen Schnarchsender?

Das wäre mir auch lieber. Es wäre auch wesentlich sinnvoller für alle Beteiligten. Genau das ist mir aber verboten worden. Es ist völlig egal, womit ich versuche, mein Geld zu verdienen - auch wenn ich inzwischen über Schaltnetzteile, Transistoren und Widerstände schreibe, schreit der westdeutsche Rundfunk, ich würde ihm Marktanteile wegnehmen.

Und wenn Sie über die schreiben, das stört die nicht?

Nein, da fühlen die sich noch geschmeichelt. (Abartig, ist aber so!)

Wieso dürfen Sie WDR benutzen, aber nicht http://www.wdr.org?

Zeitweise sah es so aus, als ob beides verboten würde. Herrn Pleitgen ging es aber speziell darum, sein neues Internet-Portal kurzfristig bekannt zu machen, weil er damit seine Wahl vom Intendanten des westdeutschen Rundfunks zum ARD-Vorsitzenden unterstützen wollte. Deshalb hatte er das Einkassieren aller 'wdr'-haltigen Domains angeordnet. Ich bin ja nicht der einzige davon Betroffene. Ein Verbot meines Redaktionskürzels wäre sowohl bei meinem Verlag wie beim Deutschen Journalistenverband auf Gegenwehr gestoßen. Und mit einem ebenbürtigen Partner, der sich die nächste Instanz leisten kann, wollte es der westdeutsche Rundfunk nicht zu tun bekommen. Dagegen, daß der Spruch "Nun hört WDR nur noch NDR" in Millionenauflage auf der ersten Seite der ComputerBILD stand, hatte man beispielsweise nichts einzuwenden.
Das Ganze ist ein Machtkampf: bisher hatten sich neben reinen Online-Medien (Beispiel: AOL oder Internet Intern) meist Print-Medien (Zeitungen, Zeitschriften) ein zweites Bein im Internet aufgebaut (Beispiel: Focus online oder die Welt). Die Fernsehsender waren weniger vertreten - das rein textorientierte Internet paßte ihnen nicht. Nun gehen auch Ton und Bewegtbild und deshalb will man das aufholen (Intendant Fritz Pleitgen spricht sogar vom "dritten Bein" - zwei wie bei normalen Menschen reichen ihm nicht - oder denkt er an die "dritten Zähne"?) und deshalb alle Print- und reinen Online-Medien aus dem Markt drängen. Als Redakteur der Internet-Fachzeitschrift PC-ONLiNE war ich damit Feind Nr. 1 - auch wenn ich selbst nur deshalb, weil ich ein Buch geschrieben habe, weder Medienanbieter noch Verleger bin, wie mir Philip Krings, Anwalt des westdeutschen Rundfunks, im Prozeß unterschob. Der Richter hats aber geglaubt und in mir den bösen Medien-Tycoon gesehen.

Wieso dürfen Sie kein Buch über Amateurfunk schreiben?

Schreiben darf ich, was ich will. Dadurch, daß es der vth-Verlag gedruckt hat und verkauft, bin ich allerdings nach Ansicht des Richters in direkte wirtschaftliche Konkurrenz mit dem westdeutschen Rundfunk getreten.

Sie machen ja aber Werbung für Ihr Buch auf dieser Seite?

Zum Zeitpunkt des Prozesses war das Buch ausverkauft und gar nicht mehr lieferbar, der Vorwurf vor Gericht, ich wolle mit der Erwähnung auf dieser Website Geld verdienen, also Unsinn. Mittlerweile ist eine neue, verkürzte Version erschienen, die mit dem Buch, um das es im Prozeß ging, nicht mehr identisch ist. Dem vth-Verlag zuliebe, der ja beim Verkauf den weit größeren Anteil bekommt, habe ich es dann hier erwähnt. Durch die Beschreibung hier sind bislang übrigens exakt drei Stück in einem halben Jahr verkauft worden - das hat mir also ungefähr 10 Mark inklusive Honorar eingebracht, die ich auch noch als Gewinn versteuern muß - für den westdeutschen Rundfunk beträgt der Streitwert dennoch 500.000 Mark.

Ja will denn der westdeutsche Rundfunk ein Buch über Amateurfunk schreiben?

Der westdeutsche Rundfunk schreibt keine Bücher. Der Rundfunk hat laut seinem Anwalt das Recht Bücher zu verlegen. Nach dem, was ich im Prozeß erlebt habe, würden die allerdings höchstens ein Buch gegen Amateurfunk verlegen. Ich bin Autor, nicht Verleger. Der Unterschied ist wie zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber, mein Verleger ist beim Amateurfunkbuch Packet-Radio der vth-Verlag, nicht ich selbst. Was der Anwalt des Rundfunks da im Prozeß gesagt hat, ist Unsinn, aber Aufgabe eines Anwalts vor Gericht ist nun mal nicht, die Wahrheit oder auch nur sinnvolle Dinge zu sagen, sondern den Prozeß für seinen Mandanten zu gewinnen.

Wo hat denn Ihr Buch dem westdeutschen Rundfunk geschadet, daß die so darauf rumhacken?

Nichts, was ich bis zu diesem Konflikt getan habe, hat je dem westdeutschen Rundfunk geschadet. Das hat auch dort nie jemand behauptet. Es geht denen nur in altdeutscher Tradition "ums Prinzip". Ich versuche konstruktiv etwas aufzubauen: Leuten mit Artikeln bei technischen Problemen zu helfen oder ihnen mit dem Buch ein interessantes und kostengünstiges Hobby zu zeigen. Oder dem HHPC freiwillig und kostenlos eine Webpräsenz zu geben. Unsere Gesellschaft bevorzugt aber destruktive Menschen. Wenn mir Herr Pleitgen durch unfaire Hilfsmittel wie das 51-Stunden-Ultimatum im Umzug meine Existenz vernichtet, dann gibt es genug Leute, die ihm dafür noch applaudieren nach dem Motto "der hat diesem Kerl aber mal gezeigt, was er drauf hat". Auch wenn es außer dem Rundfunkanwalt Philipp Krings, der von der Kohle nun einen fetten Urlaub machen kann, niemand gibt, dem der Quatsch irgendwie nützt. Und das Fernsehprogramm wird davon auch nicht besser.

Können Sie denn wenigstens mit dem Buch den Prozeß bezahlen?

Machen Sie Witze? Bücher sind kein großes Geschäft. Deshalb habe ich Bitten um weitere Bücher auch immer wieder abgelehnt. Hätte ich mit dem Buch solche Summen eingenommen, wäre ich längst als Bestsellerautor in allen Fernsehtalkshows (grusliger Gedanke - was da für Fragen gekommen wären, hätte diesen Prozeß an Blödheit dann sicher noch weit übertroffen...)

Will der westdeutsche Rundfunk das Buch übernehmen?

Davon ist mir nichts bekannt, obwohl er da nicht der erste wäre. Der Amateurfunkverband DARC wollte einst auch das Buch übernehmen, allerdings bin ich ein anständiger Mensch und deshalb bei dem Verlag geblieben, mit dem ich den Vertrag abgeschlossen habe. Wahrscheinlich ist mir so ein gutes Geschäft durch die Lappen gegangen, aber das Buch wurde nicht zum Geldverdienen geschrieben, sondern um ein Hobby bekannt zu machen. Es würde mich aber nicht wundern, wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk nach diesen Äußerungen - daß Buchverlegen auch zu seinen Aufgaben gehöre - zukünftig den Buchverlagen noch einigen Ärger macht. Mit dem Geld aus den Rundfunkgebühren ist er natürlich imstande, billiger zu drucken als Kleinverlage und so diese zugunsten der großen Verlage aus dem Markt zu drücken.

Aber ein Kampf gegen Hobbybuch-Verlage ist doch nicht, wozu ich meine Rundfunkgebühren zahle?

Eigentlich nicht. Aber wen interessiert das? Wer das Geld hat, hat die Macht. Und wer Macht hat, muß diese anscheinend auch mißbrauchen.

Werden Sie noch einmal ein Buch über Amateurfunk oder Handys schreiben ?

Nein, das ist ja beides Telekommunikation und das sieht der westdeutsche Rundfunk als sein Revier an.

Werden Sie überhaupt nochmal ein Buch schreiben?

Ein Geschäft ist es nicht. Ich habe aber nun ein Buch über Rundfunk geschrieben, genauer: über Piratensender. Die sind nämlich heutzutage weniger Konkurrenz zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk als Telefon, Amateurfunkhobby oder E-Mail.

Ich finde das alles zum Kotzen. Wo kann ich mich beschweren - haben Sie ein Gästebuch?

Ja, habe ich - es steht unter "Kontakt" etwas versteckt, damit nicht zuviel Blödsinn reingeschrieben wird. Ansonsten hat dieser Rechtsanwalt Krings eine AOL-Adresse: RAEKrings@aol.com. Vom westdeutschen Rundfunk ist mir nur eine E-Mail-Adresse des Intendanten Fritz Pleitgen bekannt: fritz.pleitgen@wdr.de - und die wurde mitterweile abgeschaltet. Sie werden von dort ohnehin nur eine Formantwort bekommen, zu deren Lesen Sie Microsoft Word benötigen und die etliche unrichtige Behauptungen enthält. Einige Leser beschwerten sich über einen Makrovirus in der Word-Datei. Die Version, die ich kenne, ist allerdings virenfrei. Oder mein Word zu alt für den Virus...

Haben Sie nicht vorher abgeklärt, ob die Internetadresse legal ist?

Natürlich. Und da hieß es durchgehend "Das ist kein Problem, 1. es ist ja Ihr Name, solange Sie nicht 2. etwas anbieten, das mit dem westdeutschen Rundfunk konkurriert, 3. keine Verwechslung heraufbeschwören und 4. die einverstanden sind". 1, und 3. sind auch in den ICANN-Regeln (http://www.icann.org, erscheinen auch bei vielen Webhostern wie 1&1 wenn man Domains anmeldet) ausdrücklich so festgehalten, 2. und 4. spielen vor ICANN / WIPO keine Rolle.

Wenn die Adresse legal ist, wieso hat der westdeutsche Rundfunk dann Recht bekommen?

Weil er nicht vor ein Internet-Schiedsgericht wie die WIPO gegangen ist (was auch nicht diese Kosten verursacht hätte!) sondern vor eine deutsche Kammer für Markenrecht. Die wissen nichts über den Sinn des Internet Domain Name Systems, und daß das niemals für Markennamen bestimmt war, schon gar nicht auf einer .org-Adresse. Inzwischen hat sich die Lage zwar auch bei der WIPO geändert, weil zuviele Leute mit mutwillig blockierten Markennamen-Adressen Geschäfte gemacht haben (was ja nicht meine Situation war!), aber auch heute urteilt die WIPO nur dann für klagende Markeninhaber, wenn der andere die Adresse reserviert hat, um dem Kläger zu schaden. Wenn man einen vernünftigen Grund hat, eine bestimmte Adresse zu besitzen und auf dieser auch sinnvolle Inhalte anbietet, ist das international kein Problem. Nach deutschem Markenrecht dagegen ist das reine Besetzen einer Adresse wesentlich billiger, wer etwas Sinnvolles damit tut, kann dagegen Millionen verlieren.

Haben Sie denn vom westdeutschen Rundfunk vor dem Prozeß ein OK bekommen?

Natürlich. Leider nicht schriftlich, weil das damals als gar nicht der Rede wert eingestuft wurde. Obwohl das auch keinen Unterschied gemacht hätte: laut Auskunft der Chefjustitiarin gibt es genau drei Leute im westdeutschen Rundfunk, deren Zusage tatsächlich gilt: Den Intendanten Fritz Pleitgen, sie selbst (Eva Maria Michel) sowie den Markenrechtsbeauftragten Adrian Fikenscher. Journalisten dagegen sind dort nichts wert - "da hätten Sie auch mit dem Pförtner sprechen können", so Frau Michel. Woher ich allerdings als Außenstehender von Herrn Fikenscher hätte wissen sollen, konnte sie mir auch nicht sagen.

War der Link von Bewerbung.net zu wdr.org mit dem Satz "ein Service von..." wirklich 500.000 Mark wert?

Mir wäre er nicht mal 50 Mark wert gewesen. Darum ging es aber zunächst überhaupt nicht. Den Link haben die erst im Verfahren so explizit genannt, um den Prozeß zu gewinnen. Es gibt deshalb heute auch keinen Link mehr von Bewerbung.net zu dieser Site, und das "Willkommen bei..." gibt es auch nicht mehr, weder dort noch hier. Ich heiße Besucher nicht mehr automatisch willkommen, da die Wahrscheinlichkeit inzwischen sehr groß ist, daß sie mir nichts Gutes, sondern nur Ärger machen wollen. Unter den Umständen ist Höflichkeit leider nicht mehr angebracht, wenn ein "Willkommen" als Markenmißbrauch interpretiert wird, nur um einem eine reinzuwürgen. Ursprünglich ging es aber darum, innerhalb von drei Tagen alles abschalten zu müssen, während ich im Umzug war und das schlichtweg nicht konnte. Und um einen Streitwert von 10.100 Mark. Die 500.000 kamen erst später wie Kai aus der Kiste, als es sich nicht mehr rückgängig machen ließ. Damit ich mich erst auf einen Prozeß einlasse, den ich mir später nicht leisten kann und an dem der Anwalt des Rundfunks sich gesund stoßen kann.
Die haben das alles mit fiesen Tricks so hingebogen, daß es jetzt so aussieht, als ob das ja völlig klar gewesen sei. In der Unterlassungserklärung standen aber sogar Dinge drin wie die sofortige Übergabe der Domain und des E-Mail-Verkehrs, bei denen der westdeutsche Rundfunk später selbst zugegeben hat, daß er gar kein Anrecht darauf hat, die aber bei mir ausschlaggebend dafür waren, diese nicht anzunehmen.

Was ist denn "DL2MCD"?

Mein Amateurfunkrufzeichen. Da diese weltweit koordiniert nur einmal vergeben werden und personenbezogen sind, muß ich hier keine Markenkollision befürchten. Niemand legt sich etwas so Kryptisches freiwillig als Marke zu.

Warum haben Sie denn nun eine .de-Domain und keine internationale mehr?

Weil innerhalb einer Woche keine neue internationale Domain zu beschaffen war. Außerdem hat der westdeutsche Rundfunk klar gemacht, daß das internationale Geschäft sein Territorium ist und mir auch mit einer englischen Site nur eine .de-Domain zusteht. Meine Freundin ist US-Amerikanerin; sie benutzt jetzt eine eigene internationale Domain. Auch Bewerbung.net läuft inzwischen auf sie.

Internationales Geschäft beim westdeutschen Rundfunk? Das ist doch nicht die deutsche Welle?

Doch, das Nordrhein-Westfalen-Portal von Herrn Pleitgen soll weltweit geschützt sein. Ein italienischer Venture-Capital-Geber unter wdr.it wurde genauso weggeklagt wie eine schweizer/US-Investmentmentbank unter wdr.com. Die kanadische Domainregistrierung ist als Nächste fällig. Und für sowas zahlen wir auch noch Rundfunkgebühren an die Gebühreneinzugszentrale (GEZ).
Der westdeutsche Rundfunk will das Internet Domain Name System zerschlagen und die Top Level Domains, die die verschiedenen Länder (.de=Deutschland, .uk=England, .it=Italien, .ch=Schweiz, .fr=Frankreich...) und die verschiedenen Benutzergruppen (.com=kommerzielle Unternehmen, .net=Internetdienste und -provider, .org=Einzelpersonen und gemeinnützige Organisationen, .mil=Militär, .edu=Schulen, Universitäten...) trennen sollen, abschaffen - eben, damit zukünftig z.B. kommerzielle Firmen Universitäten verklagen können oder deutsche Firmen schweizer und italienische Unternehmen. Das ist, als ob plötzlich die Telefonvorwahlen verboten oder zumindest als irrelevant eingestuft würden.

Na das ist doch nicht so einfach, wenn die anderen Firmen ihre Rechte in ihrem Land haben?

Das deutsche Markenrecht wurde 1995 erheblich verschärft und ist nun das Aggressivste und Stärkste weltweit. Nur das englische ist ihm noch gewachsen. In allen anderen Fällen ziehen nicht-deutsche Firmen den Kürzeren. Das haben einige schweizer Firmen schon zu spüren bekommen, die ihre Domains an deutsche Unternehmen abgeben mußten.

Der westdeutsche Rundfunk sagt, da sie alle Prozesse gewinnen, kostet das keine Rundfunkgebühren?

Es wird weltweit volkswirtschaftlicher Schaden angerichtet und das Bild Deutschlands in der Welt beschädigt. Ein Amerikaner schrieb mir: "Nachdem die deutschen Nazis es damals mit Hitler nicht geschafft haben, kommen sie nun mit Anwälten, um die Welt zu erobern". Außerdem bekommen diese ganzen Juristen im westdeutschen Rundfunk höhere Gehälter als die meisten von uns, werden also sehr wohl von GEZ-Gebühren finanziert. Und schließlich gewinnen sie nicht alle Prozesse: So ging das ZDF gegen TV-info.de vor. Begründung: das wäre mit ZDF-Info.de verwechslungsfähig. Diese Logik - daß ZDF und TV/Fernsehen per se dasselbe seien und "-info.de" nur ein irrelevantes Anhängsel - ging diesmal vor Gericht nicht durch. Schließlich gibts da ja auch noch die ARD...

Die verklagen allen Ernstes eine Online-Programmzeitschrift?

Ja, weil sie sie als Konkurrenz ansehen, weil die ja auch über andere Sender berichten. Völlig bekloppt, aber wahr. Am liebsten würden die alle Programmzeitschriften verbieten. Details zu dem Fall hat Rechtsanwalt von Gravenreuth.

Und was ist mit zdfinfo.de (ohne Bindestrich)?

Das ist jemand, der sich die Domain nur zum Spekulieren geholt hat. International wäre das genau der Fall, der vor Gericht landet. In Deutschland ist das ok, weil er keine sinnvollen Inhalte auf der Domain hat. Bei mir gab es dagegen zumindest ein paar alte Fachartikel - und das auch noch gratis. Gratis dürfen im deutschen Internet aber nur aus Fernsehgebühren finanzierte Dinge sein.

dl2mcd.de, wdroth.de, wolf-dieter-roth.de - gehen Sie jetzt auch unter die Domain-Sammler oder wie?

Ich war immer der Auffassung "Ein Mann oder eine Firma: maximal eine Domain". Da mir aber eine Domain mittels einstweiliger Verfügung innerhalb weniger als 24 Stunden verboten werden kann und ich so schnell nicht imstande bin, Ersatz zu beschaffen, muß man stets ein paar in der Hinterhand haben. wdroth.de wurde allerdings vom westdeutschen Rundfunk ebenfalls beanstandet und wolf-dieter-roth.de ist gar nicht von mir. So selten ist dieser Name ja nun auch nicht und auch da war jemand anders schneller. Das weiß auch der westdeutsche Rundfunk, deshalb haben die mir auch prompt wolf-dieter-roth.de als eine Alternative vorgeschlagen. :-(

Erhöht das Halten mehrerer Domains nicht das Prozeßrisiko?

Solange eine Domain nicht benutzt, sondern nur gehortet wird, ist das zwar technisch und volkswirtschaftlich von Schaden, weil es anderen Leuten Möglichkeiten blockiert. Juristisch aber bei .de-Domains ungefährlich. International ist es genau umgekehrt, aber die weltwelt verbindlichen Icann-Regeln für Domains gelten in Deutschland jetzt nicht mehr, sondern eben das Markenrecht, das es genau andersrum sieht: wer nur Geld abzocken will, hat nichts zu befürchten, wohl aber, wer auf seiner Internetadresse irgendeinen vernünftigen Inhalt hat, auch wenn der gratis ist, oder nur mailen will.

Warum benutzen Sie eine Bigfoot-E-Mail-Adresse und keine Ihrer Domain?

Damit mir die E-Mail-Adresse nicht nochmal mitsamt der Domain beschlagnahmt werden kann. (Nachtrag: da Bigfoot leider inzwischen die Adressen verkauft und mich so im Spam absaufen ließ, habe ich doch wieder auf eine eigene Adresse umschalten müssen)

Warum haben Sie denn nicht Ihren Nachnamen verwendet? Roth.de ist doch nur einen Buchstaben länger als wdr.org? Oder Wolf.de?

Unter meinem Nachnamen war ich aber kaum bekannt und jeder, der unter dem bekannter ist als ich, hätte einen Prozess anfangen können. Es gibt Tausende Roths, dagegen nur einen westdeutschen Rundfunk - und mit dem glaubte ich ja einig zu sein.
Außerdem ist roth.de schon lange weg. An eine EDV-Firma, die sie im Namen des Landkreis Roth verwaltet. Und Wolf ist eine Rasenmäherfirma. Hätte ich diese Domains gehabt, so wäre ich noch sicherer verklagt worden als mit der wdr.org, die der westdeutsche Rundfunk ja nicht wirklich braucht.

Haben Sie von roth.de nicht eine E-Mail-Adresse bekommen können?

Das hatte auch der westdeutsche Rundfunk vorgeschlagen. Aber auch dort handelt es sich mal wieder um die fatale Kombination: kommerzielles Unternehmen mit Staatsmacht dahinter. Bedingung wäre gewesen, daß ich meine Website von denen komplett redesignen lasse - natürlich gegen ein stattliches Honorar. Wenn ich aber gerade selbst Webdesign mache, kann ich doch meine Site nicht von jemand anders redesignen lassen. Und eine Website mit meinem eigenen Design wäre nicht akzeptiert worden.

Haben Sie denn nicht versucht, das ohne Prozeß gütlich zu regeln?

Selbstverständlich. Drei Tage nach meinem Umzug, als ich noch in Kisten saß, meine Website wegen der einstweiligen Verfügung offline war und mein Bruder mich deshalb zunächst vergeblich versucht hatte zu erreichen, versuchte meine Familie, mit der Rechtsabteilung des westdeutschen Rundfunks einig zu werden. Da hieß es von Justitiar Krause "das geht nicht, das ist Anweisung von oben" (gemeint war der Intendant Fritz Pleitgen) "und außerdem bereits vor Gericht" (weil man mit der einstweiligen Verfügung keine drei Stunden nach Ablauf des Ultimatums gewartet hatte). Sowie ich müsse "sofort und für alle Zeiten aus dem Internet verschwinden".

Wieso hatte Ihr Bruder denn die Website gebraucht, um Sie zu erreichen?

Unsere Telefonnummer war bis zur Woche vor dem Umzug nicht bekannt, also hatte ich allen Verwandten, Freunden und beruflichen Kontakten (also Chef, Kollegen...) gesagt, wir würden sie auf die Website stellen.

Haben Sie denn kein Handy?

Doch, darauf hat man auch versucht, mich zu erreichen, doch der Funkempfang in der neuen Wohnung war zu schwach.

Wieso haben Sie dann keine Rufumleitung geschaltet?

Weil ich die Empfangsschwäche nicht bemerkt hatte. Ich sitze mitten in einem Umzug ja nicht neben dem Telefon und schaue es an wie die Schlange das Kaninchen...da hat man andere Probleme.

Was war denn so wichtig, daß Ihre Verwandten und Freunde Sie anrufen wollten?

Der 15.3., der Tag des Umzugs - und der einstweiligen Verfügung - war mein Geburtstag.

Was hat denn der westdeutsche Rundfunk sich einzumischen, wenn Ihr Bruder Ihnen zum Geburtstag gratulieren will?

Nun, es ist doch schließlich ein Familiensender...!
Nein, ernsthaft: von meinem Geburtstag wußte die Rechtsabteilung des westdeutschen Rundfunk wohl nichts. Aber selbst wenn, wäre das denen egal gewesen. Die Argumentation war, daß mich berufliche Kontakte hätten erreichen können und daß dies zu verhindern sei. Am liebsten würden die auch Telefon, Fax und Postbriefkasten einkassieren. Allerdings würden sie dann auch meine Rechnungen bekommen :o)

Bitte? Wenn jemand, der Sie bereits kennt und mit Ihnen in regelmäßigem Kontakt steht, Sie sprechen will, muß das unterbunden werden?

Ja. Rechtsanwalt Freiherr von Gravenreuth hat das mal so erläutert, daß ich dabei ja ein Geschäft hätte machen können, das bei Störung der Kommunikation nicht zustande kommt. Und das Markenrecht geht automatisch davon aus, daß alles, was dem Beklagten schadet, dem Kläger (also Markeninhaber) nützt, daß es also Pflicht des Klägers ist, den Schaden auf Seite des Beklagten zu maximieren, um zu zeigen, daß er es ernst meint. Auch wenn ich nicht wüßte, was der Rundfunk nun davon hatte, daß mein Bruder mich in dem Fall nun 3 Tage nicht erreichen konnte. Allerdings hat selbst von Gravenreuth, der eigentlich immer auf der Seite von Markeninhabern agiert, die einstweilige Verfügung des westdeutschen Rundfunks in diesem Fall als völlig deplaziert bezeichnet.

Haben Sie denn keinen Anwalt finden können, der sich mit Markenrecht auskennt?

Nicht innerhalb von den 51 Stunden, in denen ich mich entscheiden mußte. Da konnte ich froh sein, überhaupt einen Anwalt zu finden.

Sind so kurze Fristen normal?

Greenpeace bekam bei oil-for-elf.de sogar nur einen Tag, obwohl die Domain bereits über ein halbes Jahr in Betrieb war. Bei Beating-heart.de wurden sogar nur sechs Stunden gewährt. Allerdings passierten alle diese Dinge erst in Reaktion auf meinen Fall - vorher waren sie nicht normal, hier wurde das Recht dauerhaft verbogen.

Der Anwalt hat Ihnen aber doch mehr geschadet als genutzt?

Er hat mich natürlich ebenfalls viel Geld gekostet. Ohne Anwalt wäre ich aber noch viel mehr aufgesessen, denn als die einstweilige Verfügung zugestellt wurde, war ich natürlich ganz normal an meinem Arbeitsplatz im Verlag und nicht zuhause. Also bekam ich einen gelben Zettel in den Briefkasten. Auf dem stand, daß ich etwas auf der Post abzuholen habe, dies aber mit dem Einwurf des gelben Zettels juristisch als zugestellt und zur Kenntnis genommen gälte.

Dann sind Sie aber am nächsten Tag sofort auf die Post?

Ja. Bekam aber nix. Weil mein Paß und Personalausweis auf der Gemeinde Buchloe zum Umschreiben lagen und die Post eine einstweilige Verfügung nur gegen Vorlage dieser Dokumente aushändigen darf. Führerschein etc. reicht für normale Post - hierfür nicht. Ohne Anwalt hätte ich also erst eine Woche später, als ich zumindest den Personalausweis wieder hatte und mir das Ding auf der Post holen konnte, von der einstweiligen Verfügung erfahren - und dann hätte der westdeutsche Rundfunk von mir bereits pro Tag 500.000 Mark = 3,5 Millionen deutsche Mark kassiert. So hatte mir mein Anwalt seine Kopie ins Büro gefaxt.

Was meint das Kölner Landgericht eigentlich mit "Geschäftsbereich Kontakt"? Besitzen Sie eine Kontaktvermittlung oder ein Bordell?

Gott bewahre! Mit "Kontakt" auf der Website war mein Name (Wolf-Dieter Roth), die erwähnte Telefonnummer und die postalische Adresse bezeichnet, also eben, wie man mich erreichen kann. Im Pressebereich spricht man auch von Impressum. Warum der Richter am LG Köln sich darunter gleich einen Geschäftsbereich dieser tiefroten Coleur vorgestellt hat, weiß nur er allein. Mittlerweile habe ich bzw. genauer meine Partnerin allerdings eine Erotiksite, um die Raten an Herrn Pleitgen und das Kölner Gericht zahlen zu können.

Wie haben Sie denn der einstweiligen Verfügung nachkommen können ohne Computer?

Ich mußte einen Rechner meines Arbeitgebers kurzfristig umbauen, um auf die Website zugreifen zu können. Da das Ganze auch noch im Produktionsschluß der PC-ONLiNE passierte, hat es uns beinah auch noch die betreffende Ausgabe geschmissen: meine Arbeit mußte ein Kollege mit übernehmen. So etwas hatte ich natürlich vermeiden wollen. Hat mir auch nicht grad Freunde gemacht im Verlag.

Apropos: PC-ONLiNE wurde ja geschlossen. Geschah das auch auf Intervention des westdeutschen Rundfunks?

Nein, damit hatte der nichts zu tun. PC-ONLiNE wurde eingestellt, weil sie dem Verlag nicht genug Gewinn brachte. Allerdings hat der westdeutsche Rundfunk durchaus dafür gesorgt, daß es für mich im Verlag unangenehm wurde. Ich arbeite deshalb heute nicht mehr bei Vogel.

Wieso hat Sie Ihr Verlag im Prozeß nicht unterstützt?

Ich hatte zwar E-Mail-Adressen unter wdr.org für meine tägliche Redaktionsarbeit benutzt und mußte deshalb auch ca. 700 Kontakte jeweils 2x über die Änderung informieren (erst von wdr.org auf wdroth.de und dann nochmals auf eine Bigfoot-Adresse), aber die Existenz von wdr.org selbst hatte nichts mit meinem Verlag zu tun, das Kürzel und die Adresse sind ja viel älter. Der Verlag hat mich insofern unterstützt, als er die Zusatzbelastung toleriert hat - ich hatte ja täglich einige Stunden Arbeit mit dem Fall.

Aber Ihr Verlag profitierte anschließend von Ihrem Desaster beim Einkassieren von Chip.com. Was hat man Ihnen dafür denn gezahlt?

Vom Anwaltschreiben der Vogel Burda Communications an Herrn Chip Little, Inhaber der Domain Chip.com, wußte ich bis vor kurzem auch nichts. Ich hätte das nie befürwortet, aber mich hat niemand nach meiner Meinung gefragt. Und was dafür bekommen habe ich schon gar nicht - außer ausfallenden Beschimpfungen im Gästebuch der PC-ONLiNE, das deshalb auch geschlossen werden mußte. Einen Prozeß gab es in diesem Fall bislang nicht und einkassiert wurde auch noch nichts. Ansonsten informiert mich mein Ex-Verlag nicht über seine Pläne in dieser Sache. Akademie.de schreibt allerdings, der Streit sei beigelegt.

Boris Becker hat ja gleich mehrfach von Ihrem Fall profitiert. Hat der wenigstens was springen lassen?

Glauben Sie an den Weihnachtsmann? Der läßt nur für Frauen was springen. (Da bleibt ihm wohl auch nix andres übrig - als Entschädigung für Fragen wie "bin ich schon drin?" :-).

Wer hatte Ihnen denn die dann auch verbotene wdroth.de empfohlen?

Mein Chef, um eine schnelle Lösung zu finden. Er hatte die Verfügbarkeit sogar extra recherchiert!

Haben Sie eigentlich schon mal an eine Namensänderung gedacht?

Ja, doch Gemeinde bzw. Landratsamt sahen den Anlaß als nicht wesentlich genug an und lehnten dies ab.

Wieso ist mal von 30.000 und mal von 40.000 Mark die Rede?

Der Rundfunkanwalt wollte zunächst knapp 5000 Mark, erhöhte später aber auf 15.000.

Können Sie das denn nicht wenigstens steuerlich mit Einnahmen verrechnen?

Das Finanzamt hat meine Gewinnabsicht in Frage gestellt, als sie von dieser Sache hörten, weil die 40.000 die Einnahmen natürlich um Größenordnungen überschreiten. Das kann zur Folge haben, daß ich steuerlich zur Liebhaberei, zum Hobbyschreiber zurückgestuft werde.

Hä? Der Rundfunk sagt, Sie haben ein Gewerbe und das Finanzamt sagt, es ist nur ein Hobby?

Genau. Jeder dreht es sich so hin, wie es ihm recht ist. Wobei der Rundfunk die Finanzamtsentscheidung nicht akzeptieren wird; ebensowenig umgekehrt.

Mal Butter bei die Fische: Haben Sie denn nun einen Gewerbebetrieb oder ein Hobby?

Ich bin fest angestellter Redakteur. Die Arbeitszeiten in dieser Branche sind nicht 36, nicht mal 40 Stunden. In Hamburg waren es sogar 6 Tage à 16 Stunden. Wie soll ich denn da nebenbei noch einen Gewerbebetrieb führen? Im Schlaf? Ich bin doch nicht Superman! Was ich hatte, war freiberufliche Tätigkeit - aber nicht mehr zu dem Zeitpunkt der Klage.

Warum sieht denn die Website dann so aus?

Weil ich nach dem Beginn meiner Tätigkeit bei PC-ONLiNE im Vogel-Verlag einfach keine Zeit mehr hatte, mich um die Site zu kümmern:
a) war ich in der Probezeit (zum Ultimatum war ich 5,5 Monate bei Vogel),
b) arbeitete ich in München und der Computer stand in Hamburg, wo ich nur alle Monate mal ein Wochende war, um meine Partnerin zu sehen. Da gab es dann Wichtigeres, als an einer Homepage rumzuspielen.
Deshalb hat mein Anwalt ja versucht, die einstweilige Verfügung mit einer Schutzschrift zu bremsen, damit ich wenigstens eine Chance hatte, umzuziehen und sie nach Wiederaufbau der Computeranlage in eine private Seite umzuwandeln. Das wollten allerdings Rundfunkanwalt und Gericht nicht, weil ihnen dann ja die Einnahmen aus dem Prozeß sowie die Publicity dieses Falles entgangen wären. Außerdem wollten sie meine geschäftliche (wenn man Pressemeldungen von Unternehmen und dpa/News aktuell überhaupt so nennen kann) und auch meine private E-Mail-Korrespodenz übernehmen, bevor ich meine Mail abrufen und zumindest die wichtigsten Kontakte hätte informieren können.
Jetzt steht die Website nur noch aus Dokumentationsgründen so im Netz.

Ist denn der westdeutsche Rundfunk immer sattelfest mit dem Markengebrauch?

Nein. Er benutzt beispielsweise immer wieder "WWF" für seine Rundfunkwerbegesellschaft westdeutsches Werbefernsehen und hat dies in Deutschland wohl auch eingetragen. Es gibt aber schon als weltweite Marken die World Wrestling Foundation WWF und den World Wildlife Fund WWF. Bei der World Wrestling Foundation handelt es sich um ein sehr fernsehorientiertes Unternehmen, dessen Belange in Deutschland von der Kirch-Gruppe vertreten werden. Die WWF ist sehr klagefreudig - ob bereits ein Prozeß gegen den westdeutschen Rundfunk läuft, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis. Wenn, wird es die Juristen im Rundfunk aber nur freuen, denn es sichert ja ihre Arbeitsplätze.

   - Gemeinnützige Anzeige - nicht für das westdeutsche Werbefernsehen! - World Wildlife Fund

Ist es Ihr Ernst, daß der westdeutsche Rundfunk sich den Begriff "Die Maus" geschützt hat?

Sehen Sie selbst nach: http://www.die-maus.de

Wieso machen die denn sowas?

"http://www.die-sendung-mit-der-maus.de" war ihnen wahrscheinlich zu lang. Was ich auch verstehen kann - das war ja auch bei mir der Grund, die Initialen bzw. mein Kürzel in der Webadresse zu verwenden und nicht den ganzen langen Namen. Allerdings bekommen nun wahrscheinlich Computerhändler, Kleintierhändler und natürlich Disney Ärger, wenn sie im Internet auftreten und den Begriff "Die Maus" verwenden. Immerhin hat man ja zumindest nicht http://www.maus.de genommen und das Mausnetz da runtergeklagt...

Hat die Domain http://www.wdrsucks.com etwas mit dem Fall zu tun?

Nicht daß ich wüßte, sie enthält auch keine Inhalte.

Der westdeutsche Rundfunk sagt ja, Sie konkurrieren mit ihm und listet im Urteil die betreffenden Geschäftszweige auf. Haben Sie nicht mal nachgefragt, welche er haben will? Das käme doch sicher billiger!

Ja, es bestand zunächst auch durchaus Interesse auf Seiten des westdeutschen Rundfunks. Mein Packet-Radio-Buch wollte ich allerdings nicht abtreten, da war auch dessen Verlag dagegen. PR dürfen die wiederum nicht machen. Und an der Fotoausrüstung sowie den Webdesigntools war man nicht interessiert und hätte mir vor allem dafür keine Zahlungen erlassen. Ist auch nachzuvollziehen, eine Kamera macht noch keinen guten Fotografen und ein Webeditor noch lange keinen Webdesigner.

Hat Ihnen das alles außer dem Prozeß noch Schaden zugefügt?

Ein Jahr täglich Streß mit dem Thema - und natürlich frühere Kunden, um die ich mich deshalb nicht mehr kümmern konnte (Beispiel: HRD-Office Hamburg) oder die davor Angst hatten, daß ihre Mails beim Rundfunk landen und sich deshalb jemand anders suchten. Naja, und mein Ansehen bei meinen Vorgesetzten ist natürlich auch nicht gestiegen, denn ob man für so etwas was kann oder nicht, ist da unerheblich: es ist ein Störfaktor.

Was ist Reverse Domain Hijacking?

Die Übernahme einer fremden Webadresse durch Klage, meist aufgrund des Markenrechts. Auf diese Art kann sich jemand die Arbeit und den guten Ruf eines anderen einverleiben, wenn er zumindest außerhalb des Internets bekannter ist oder der andere keine oder zumindest keine deutsche Marke angemeldet hat..
Beispiele: Boris Becker <-> boris.de, Boris Becker's Sportgate <-> sport-gate.de, Deutsche Welle <-> Diamondware (dw.com), Focus gegen fokus.de und eben westdeutscher Rundfunk gegen Wolf-Dieter Roth. Genauer erläutert ist dies in diesem Aufsatz auf "Jurawelt"

Ist Reverse Domain Hijacking legal?

Der Ausdruck "Reverse Domain Hijacking" (umgekehrte Domain-Entführung) zeigt eigentlich schon, daß dies international geächtet und unerwünscht ist. Trotzdem ist weder der Versuch noch die dank Markenrecht gelungene Entführung strafbar. Wer Reverse Domain Hijacking vor Icann/WIPO versucht, kann dort abblitzen (weshalb der westdeutsche Rundfunk das auch nicht versucht hat), aber selbst dann passiert nicht mehr, als daß ihm die Domain nicht zugesprochen wird. Eine Strafe gibt es nicht.

Was ist der Unterschied zwischen natürlichen und juristischen Personen?

Eine natürliche Person ist ein Mensch. Egal, ob der nun auf natürlichem Weg oder durch künstliche Befruchtung gezeugt wurde.
Eine juristische Person ist keine Person, sondern eine Firma, ein Unternehmen, eine Organisation.
International kommen die Rechte natürlicher Personen vor denen juristischer Personen. In Deutschland ist es umgekehrt.

Warum gibt es keinen Bestandsschutz im Internet?

Weil es keinen geben darf, die Politiker sind dagegen. Was 1998 legal war, kann 2000 zu einer teuren Abmahnung führen und 2002 wieder legal sein. Und wo Sie heute Ihren Lieblingsdienst finden und als Bookmark gespeichert haben, kann morgen schon eine ganz andere, durchaus auch betrügerische Firma zu finden sein.

Kann mir das auch mit E-Mails passieren?

Leider ja. Wenn Sie heute von herbert.maier@muellergmbh.de eine E-Mail bekommen und auf diese erst in 3 Wochen mit dem gewünschten Vertrag antworten, kann sich bereits ein gleichnamiger Konkurrent die Domain per Unterlassungserklärung gekrallt haben und hat dann Ihre vertrauliche Post in Händen.

Gilt da nicht das Briefgeheimnis?

Normal schon. Bei E-Mail ist es noch in der Diskussion. Aber das Markenrecht ist ohnehin stärker: Es gibt dem Kläger das Recht, störend in das Leben oder den Betrieb des Beklagten einzugreifen. Die feindliche Übernahme der Internetadresse und damit auch der kompletten elektronischen Kommunikation durch Reverse Domain Hijacking in Kombination mit Unterlassungserklärung und andernfalls einstweilige Verfügung ist leider nicht zu verhindern. Der Markeninhaber hat das Recht und nach Markenrecht sogar die ausdrückliche Pflicht, die Existenz möglicher oder auch nur vermeintlicher Gegner zu vernichten um seine Marke zu verteidigen und zu beweisen, daß ihm etwas an der Marke liegt.

Kann ich verklagt werden, wenn auf diese Weise eine vertrauliche Mail an die falsche Adresse gerät?

Selbstverständlich - der Absender der Mail kann Sie auf Schadensersatz verklagen, wenn Sie ihn nicht oder zu spät davon informiert haben, daß Ihnen die Domain nicht mehr gehört.

Aber wie soll ich denn innerhalb von nur 24 Stunden alle Leute, mit denen ich je Kontakt hatte und die vielleicht eine Visitenkarte von mir haben, von so etwas informieren?

Ich weiß, daß das nicht geht. Deshalb ist ja diese Überrumpelungstaktik so übel. Man kann den Schaden nur reduzieren, wenn man sich auf einen teuren Prozeß einläßt. Nur so kann man ein paar Tage gewinnen, um noch alle privaten und geschäftlichen Kontakte zu informieren. So oder so: mit einigen zehntausend Mark Prozeßkosten muß man sofort rechnen.

Der westdeutsche Rundfunk hat mir aber geschrieben, daß man Ihnen eine Übergangsfrist gegeben hätte?

Ich weiß, daß die dies behaupten - auch mir gegenüber. Leider entspricht es nicht den Tatsachen. Ich hatte um 14 Tage gebeten, um wenigstens wieder Zugriff auf einen Computer zu haben und mich über die Rechtslage zu erkundigen - das wollte man nicht. Klar, dann hätte man mich ja nicht so spektakulär in die Pfanne hauen und Pleitgen-Freund Boris Becker sowie der deutschen Welle die Möglichkeit für weitere solche Fälle geben können.
Ebensowenig wäre die Unterlassungserklärung kostenfrei gewesen, wie man mittlerweile behauptet. Und die Unterlassungserklärung hätte außerdem die sofortige Übergabe von Domain und E-Mail-Kommunikation zur Folge gehabt. Die in der einstweiligen Verfügung beanstandeten Punkte hätte ich ohne Probleme beheben können, die in der Unterlassungserklärung dagegen nicht. Daß man gar keinen Anspruch auf die in der Unterlassungserklärung verlangten Dinge hat, hat der westdeutsche Rundfunk inzwischen längst zugegeben. Nur das nützt mir nichts.

Ich kenne aber Fälle, wo es eine Übergangsfrist gab!

Ich auch. Beispielsweise Werner Diel aus Oberhausen. Der hat einen Laden mit Autoreifen und nannte ihn deshalb W.D.R. - Werner Diel Reifenservice. Nun kann man Reifen ja so wahnsinnig leicht mit Radio verwechseln, denn ein Auto hat öfters beides und beides fängt mit "R" an. Also bekam Herr Diel prompt Ärger. Nur: der wohnte in Nordhein-Westfalen. Deshalb ließ man ihm Zeit, das Firmenschild abzuschrauben und sein Briefpapier aufzubrauchen, es kostete ihn auch nichts und war sogar noch kostenlose Werbung, weil der Fall in die Bildzeitung kam. Jetzt heißt sein Laden R.W.D. - Reifenservice Werner Diel. Ich war aber damals noch in Hamburg und damit für den westdeutschen Rundfunk automatisch im "Feindesland".

Aber der Werner Diel hatte doch Punkte zwischen den Buchstaben?

Abgesehen davon, daß das im Internet nicht geht, weil der Punkt eine technische Funktion hat, spielt es markenrechtlich keine Rolle, ob Sie verbotene Buchstaben durch Zeichen wie . - _ oder / trennen.

Können Sie das mit dem Umstellen des Namens nicht auch tun?

Igitt, "Roth, Wolf-Dieter" klingt wie "Brathuhn, halbes" - das Kantinengericht am Donnerstag. Außerdem schreibt keine Zeitschrift die Kürzel auf diese Weise. Nein, ich kann meinen Namen nicht ändern, das hat auch das Landratsamt abgelehnt, ich darf nicht mal auf "Wolf Roth" verkürzen. Und dann ist "RWD" ja nun durch Herrn Diel belegt - auch in Hamburg und auch in Bayern und auch für andere Dinge als Autoreifen.

Gab es denn überhaupt kein "Friedensangebot"?

Nein, nur eine Rechnung des Rundfunkanwalts Dr. Krings über knapp 5000 Mark im Mai 2000, die bei Bezahlung eine Einstellung des Verfahrens versprach. Grundtenor des Schreibens war, daß ja ein Sieg vor Gericht auch für den westdeutschen Rundfunk nicht sicher sei und ob man nicht deshalb...?
Justitiar Krause vom westdeutschen Rundfunk sagte allerdings bereits 3 Tage nach Ablauf des Ultimatums, daß man sich nicht mehr mit mir einigen könne, da dies a) Anordnung von oben und b) der Fall bereits vor Gericht sei. Daher habe ich dies nicht als seriöses Angebot angesehen - wenn ein interner Justitiar schon nichts mehr tun kann, was will dann ein externer Anwalt noch erreichen?

Wie kann ich sicher sein, daß eine vertrauliche E-Mail dann auch wirklich dort landet, wo sie hin soll?

Auf einem anderen Weg (Brief, Telefon...) vor dem Absenden nachfragen oder im Internet nachsehen, wer der aktuelle Eigentümer einer Domain ist (http://www.denic.de/servlet/Whois für .de-Domains und http://www.internic.net/whois.html für .com .net und .org)

Stimmt es, daß die SPD und die Grünen die Konzerne unterstützen?

Normalerweise natürlich nicht. Wenn es um Internetrecht geht, allerdings leider schon. Die CDU/CSU brachte sogar extra eine Anfrage in den Bundestag, ob man Privatleute und Kleinunternehmer nicht vor diesen Millionenklagen der Großkonzerne schützen könne, die Regierung lehnte ab. Kam auch mir alles sehr komisch vor, bis ich auf http://www.d21.de stieß. Das ist nämlich nicht die Internetinitiative von Bundeskanzler Schröder. Nein, hier hat er selbst daneben gelangt: Es war schon jemand da mit dem Namen. Manch einer erinnert sich vielleicht noch an den Spott über diesen Vorfall. Tatsächlich schaut es aber sogar so aus, als ob die Idee und der Name für die Schröder-Initiative bei d21.de abgeguckt sein könnten. Jedenfalls hat man den Besitzer von d21.de massivst bedroht mit einem Streitwert, der sogar noch über dem von wdr.org lag - aber anscheinend traf er auf einen Richter, der CDU/CSU wählt. Eine einstweilige Verfügung blieb ihm bislang erspart. Seine Anwälte hat ihm aber trotzdem niemand gezahlt.

Aber hat Schröder nicht gerade verkündet, er wolle mit D21 das Entstehen kleiner Firmen fördern?

Dabei muß er an Anwaltskanzleien gedacht haben. Er ist ja auch Anwalt. Irgendwie muß man die ganzen arbeitslosen Juristen ja beschäftigen...

Verstehe ich nicht - vorne holt man sich Inder, hinten werden die Leute, die da sind, zusammengeklagt statt eingekauft - der westdeutsche Rundfunk sucht doch eigentlich Leute wie Sie?

Für die Sachen, die keiner machen will, hat man sich schon immer lieber Gastarbeiter geholt. Technik und Programmieren ist gesellschaftlich in Deutschland trotz teilweise guter Bezahlung nicht besonders hoch angesehen ("Computerdeppen"). BWL oder Jura ist da schon schicker, mit geliehenem Geld BMW oder Porsche fahren und Armani tragen...

Aber Sie sind doch jemand, der Mitarbeiter sein könnte, aber nicht Konkurrent?

Nach dem, was war, würde ich niemals für den westdeutschen Rundfunk arbeiten wollen. Ansonsten haben Sie durchaus Recht. Die sehen das aber wohl nach dem alten Gewerkschaftsmodell, dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber vom Prinzip her Todfeinde sind. Außerdem sollte es abschrecken nach dem Motto: "So behandeln wir unsere Freunde - die Feinde werden sofort erschossen"...

Haben Sie als Startup denn keinen Venture-Capital-Geber, der das bezahlt?

Nur weil ich im Internet bin, bin ich doch noch kein "Startup". Die konnten es sich leisten, teure Autos zu fahren und Millionen in den Wind zu blasen. Da wäre so ein Prozeß auch durchgezogen worden - nach ein paar Jahren wäre der Laden eh' pleite und das Geld verbraucht. Das ist nicht mein Stil, ich habe nie Fremdmittel in Anspruch genommen und mein Auto ist Baujahr 1984 . Klar, daß das so Leuten, die in öffentlich-rechtlichen Anstalten sitzen, von Gebührengeldern leben und nur mit Chauffeur herumgefahren werden, nicht paßt.

Was hat der westdeutsche Rundfunk eigentlich von dieser ganzen Aktion?

Wenn man ehrlich ist: Gar nichts. Höchstens die Damen und Herren in der Rechtsabteilung haben ihren Sessel so auf Gebührenzahlerkosten gesichert.
Aber sein Intendant Fritz Pleitgen. Der hat mit seinen Portalplänen viel Staub aufgewirbelt und es so geschafft, sich als "Macher" zum ARD-Vorsitzenden wählen zu lassen. Außerdem hat er Angst, daß ihm die Zuschauer weglaufen und lieber ins Netz gehen und sich dort mit anderen Menschen unterhalten, statt sich passiv von der Glotze berieseln zu lassen. Der alte Spontispruch "Macht kaputt, was euch kaputtmacht" wird nun auf das Internet angewendet: Die kreativen Leute, die es einst aufgebaut haben, werden verjagt und die Konzerne verleiben es sich ein. Wobei nicht nur das Internet unter Beschuß steht, auch Amateurfunk (das wurde vom Anwalt des Rundfunks ja sogar in den Prozeß eingebracht) oder Funktelefone, denen der südwestdeutsche Rundfunk nun allen Ernstes anhängen will, die Ursache von Rinderwahn (BSE) zu sein! Und warum? Weil bei Internet, Amateurfunk oder Telefon Menschen direkt miteinander kommunizieren können, statt passiv zuzuhören, wenn der Füh... , pardon, Fritz Pleitgen spricht. Dabei sendet der Rundfunk pro Sender mit 100.000 Watt und mehr, während es beim Handy gerade 2 Watt sind und auch bei der Basisstation (dem Mobilfunk-Sendemasten) maximal 20 Watt. Und außerdem: Haben Sie bitte schon mal 'ne Kuh mit einem Handy telefonieren sehen??

Wieso kommt eigentlich der Amateurfunk ins Spiel? Das ist doch ein Hobby?

Leider eins, was im technikfeindlichen Deutschland immer wieder auf Haß stößt. Sei es, weil jemand mal Funkstörungen hatte durch einen Funkamateur, oder weil er glaubt, das müssen reiche Leute sein. Ein Mitarbeiter des westdeutschen Rundfunks ist sogar auf einer Veranstaltung, auf der es um drahtlose Computernetze ging, ganz offen über den Amateurfunk hergezogen. Außerdem würde sich der Rundfunk gerne die Amateurfunkfrequenzen einverleiben - auch wenn diese von normalen Radios kaum empfangen werden und auch nicht ein einziger Fernsehkanal hineinpassen würde.

Warum machen die ihr Portal nicht lieber über gute Inhalte statt Prozesse bekannt?

Weil öffentlich-rechtliche Sender noch nie so gehandelt haben. 1978 wurde beispielsweise in Bayern das damals noch existierende Rundfunkmonopol durch flotte Rock- und Popmusik unterlaufen, die aus Südtirol nach Bayern gesendet wurde. Obwohl die neuen Sender nur mit sehr schwachem Signal ankamen, liefen dem bayrischen Rundfunk die Hörer in Scharen weg. Hat man daraufhin darüber nachgedacht, das eigene Programm besser zu machen? Natürlich nicht! Stattdessen baute man die Senderkette "Bayern 4 Klassik" auf, die die Pop-und Rock-Frequenzen mit sogenannter "ernster Musik" überlagerte. Einziges Ergebnis: Bayern 4 ist heute noch ein vielen verhaßtes Programm, und die Privatsender senden nun im eigenen Land und nicht mehr aus Südtirol. Allerdings ist der bayrische Rundfunk lernfähig: er hat irgendwann dann doch die vorhandenen Programme verbessert, statt die Leute mit Klassik umerziehen zu wollen.

Nehmen die in Köln eigentlich die falschen Drogen, oder was?

Welches sind denn die richtigen Drogen? :-) Was die beim westdeutschen Rundfunk schlucken, entzieht sich meiner Kenntnis, am Landgericht Köln ist zumindest Kokain angesagt.

Kokain? Ich dachte, Ulrich Wickert hat gehascht?

Ulrich Wickert hat am Vorabend seines Bewerbungsgesprächs beim westdeutschen Rundfunks eine Kanne Haschtee getrunken, sodaß er beim Gespräch ziemlich euphorisch gestimmt war. Das hat er zugegeben. Aber das ist doch absolut verständlich - wäre er nicht bekifft gewesen, hätte er sich doch nie auf einen Job beim westdeutschen Rundfunk eingelassen. Nachher hat er es übrigens nie wieder getan.

Wieso weigert sich das Gericht, mit dem Streitwert auf einen reellen Wert zurückzugehen?

Sie wissen doch, Kokain ist teuer...
Der Richter am LG Köln hat dies abgelehnt und auch klar gemacht, daß er eine entsprechende Berufung abschmettern würde. Vielmehr sei der Streitwert viel zu gering. Der Rundfunk wäre bereit gewesen, mit dem Streitwert zurückzugehen, da für die ja nur wichtig war, den Prozeß zu gewinnen, der Rundfunkanwalt Philipp Krings allerdings nicht, weil er ja derjenige ist, der von mir das meiste Geld kassiert und sich diese Summe nach dem Streitwert berechnet. Und solange der Prozeßgegner nicht zustimmt, ist keine Streitwertrevision möglich.

Wieso war es nicht möglich, ein anderes Gericht einzuschalten?

Weil das Gericht derjenige bestimmt, der den Prozeß anfängt.

Wieso ist das Landgericht Köln zuständig, wenn es sich um eine Webadresse aus Hamburg bzw. Bayern handelt?

Da Internet theoretisch überall abgerufen werden kann, sucht sich der Kläger das ihm wohlgesonnenste Gericht aus. Landgericht Köln, Kammer 33 ist in dem Fall eine gute Adresse, da es fast immer für den Kläger entscheidet.

Wieso geht so ein Grundsatzurteil nicht vor den Bundesgerichtshof?

Weil ich nicht die halbe Million habe, um den jahrlangen Weg durch die Instanzen zu finanzieren. Auch die zweite Instanz (Oberlandesgericht) wäre ja immer noch in Köln.

Was ist an der Kammer 33 in Köln so besonderes?

Sie ist für die Rechtsstreits des westdeutschen Rundfunks gegründet worden und wird von ihm zu einem hohen Prozentsatz ausgelastet. Den Rest buchen gerne Abmahnanwälte

Warum haben Sie dann überhaupt einen solch sinnlosen Prozeß vor Kammer 33 geführt?

Weil ich das alles damals noch nicht wußte. Und mein Anwalt auch nicht. Er ist kein Markenrechtsspezialist. Aber den habe ich in weniger als drei Tagen auch nicht finden können.

Wieso sind Sie nicht imstande, Gericht und Rundfunk-Anwälte zu bezahlen?

Weil ich bei meinem letzten Job schon 50.000 Mark Verlust gemacht habe

Wie das denn? Aktien gekauft??

Nein, für den Job umgezogen, Wohnung verkauft...

Hat man Ihnen das wenigstens gedankt?

Nein, das war nur eine Falle. Eine Rein-Falle sozusagen. Erst nach dem Umzug stellte sich heraus, wie der Job wirklich lief. Freiwillig hätte ich mich nie Arbeitszeiten bis zu 23 Stunden am Tag unterworfen.

Wo war das denn? Haben Sie da als LKW-Fahrer gejobbt?

Nein, auch als Journalist. Wo das war, darf ich auf meiner Seite nicht sagen. Es ist mir generell verboten, auf meiner Website zu sagen, daß ich dort mal gearbeitet habe.

Wieso das denn?

Weil diese Firma seit dem Buch "Der Aufmacher" von Günter Wallraff etwas nervös in Bezug auf Enthüllungen ist, mußte ich das wie übrigens alle dort unterschreiben. Ich dachte, das bezöge sich nur auf die Zeit, in der ich dort tatsächlich angestellt bin. Doch als ich diesen Laden fast vergessen hatte, kam noch ein Anruf und man belehrte mich eines Besseren. Immerhin: wenigstens mal eine Firma, der ihr Ruf nicht egal ist. Nur setzen sie an der falschen Stelle an. Zumal es nur die eigene Homepage betrifft, wenns woanders steht, isses ok.

Was machen Sie denn, wenn Sie Ihren Lebenslauf einmal auf einer Bewerbungshomepage veröffentlichen wollen?

Deshalb habe ich das heute auf Bewerbung.net für jeden verfügbare System entwickelt: nur Leute, die das jeweilige Paßwort und den Namen bekommen, können dort einen Lebenslauf oder die Zeugnisse einsehen. Genau deshalb ist die Domain wdr.org überhaupt entstanden. Der Bereich, den normale Besucher ohne Paßwort sehen konnte, und der nun auf dl2mcd.de liegt, ist der Teil meines Portfolios, den ich jedem zeige. Aber genausowenig, wie ich meinen Lebenslauf mit Arbeitszeugnissen an den nächsten Alleebaum pinnen würde, stelle ich ihn offen ins Internet. Hätte ich auch ohne den Zwang durch meinen ehemaligen Arbeitgeber nicht getan, aber so war es ein Muß.

wdr.org war also nur Ihre persönliche Bewerbungshomepage?

Zunächst ja. Erst später kam der offene Bereich mit den Referenzen von mir und meiner Freundin dazu. Aber auch der bestand schon sehr lange und war auch im Kölner Funkhaus längst bekannt, als der westdeutsche Rundfunk mit der einstweiligen Verfügung auf mich losging.

Wieso haben die überhaupt so kurze Fristen gesetzt und eine einstweilige Verfügung erlassen?

Im Militär nennt man diese Taktik "Blitzkrieg": Bevor der Angegriffene überhaupt weiß, was läuft, liegt bereits alles in Scherben. Und dann erübrigt sich die Frage, was noch gerettet werden kann, weil nichts mehr zu retten ist. Herr Pleitgen war der Ansicht, daß ich seinem Ruf oder dem seiner Firma schade mit meinem damaligen Webauftritt. Ob er wirklich dachte, daß sich hinter "Kontakt" ein Erwachsenenbereich verbirgt? Auf jeden Fall wollte er aber einen Eroberungskrieg ("Internet-Offensive").

Ja haben Sie denn nicht gewußt, daß Ihnen der westdeutsche Rundfunk Sie gnadenlos vernichten wird? So naiv kann man doch nicht sein?

Ich war von den internationalen Icann-Regeln ausgegangen, denn wdr.org ist eine internationale Domain. Was bei meiner Site, da zweisprachig, auch mehr Sinn macht als eine .de-Domain. Die Icann-Regeln sehen .org ausdrücklich für Personen zugeordnete Websites vor. Vor Icann/WIPO hätte ich mit wdr.org nie Probleme bekommen, da die Site ja nun auch wirklich nicht den Eindruck erweckt, sie sei aus Köln. Leider sind diese Icann-Regeln allerdings in Deutschland ohne jede Bedeutung, was einem die Webhoster nicht verraten. Außerdem habe ich noch vorsichtshalber Kollegen beim westdeutschen Rundfunk gefragt, die sahen da auch kein Problem. Leider gelten Journalisten beim westdeutschen Rundfunk nicht viel, der Kommentar dazu war "ja wenn Sie den Pförtner nach seiner Meinung fragen, ist das für uns auch nicht relevant". Ich bin froh, daß ich da nie gearbeitet habe, ehrlich.
Inzwischen habe ich viele häßliche Sachen über den westdeutschen Rundfunk gehört. Nachdem ich aber zuvor nie mit denen zu tun hatte, wußte ich nichts von deren Aggressivität. Sonst hätte ich diesen Spitznamen sicher nicht akzeptiert. Aber nach 25 Jahren denkt man sich dabei auch nichts Böses mehr.

Sie sind doch als Firma verklagt worden, nicht als Privatmann?

Nein. Die Firma hieß ja niemals WDR. Auch nicht wdr.org. Und WDR stand auch nie für eine Firma, sondern nur für meine Person. Die Firma hieß "Redaktionsbüro Wolf-Dieter Roth". Alls andere wäre nicht nur verboten, sondern auch unsinnig. Ich hätte ja plötzlich Pressemeldungen auf Videoband bekommen statt auf Papier oder Testgeräte wären gar nach Köln geschickt worden statt nach Hamburg. Außerdem gab es die Firma zum Klagezeitpunkt nicht mehr.

Was ist denn die "Softwareentwicklung Wolf-Dieter Roth"?

Die Produkte der Softwareentwicklung Roth waren unter anderem ein Tastaturtreiber KEYWDR, ein Druckertreiber PRINTWDR, ein Logprogramm und diverse Projekte. KEYWDR wurde 1986 auch vom westdeutschen Rundfunk gekauft, allerdings nur einmalig ein Exemplar. Es ergab sich daraus kein tiefergehender Kontakt; es gab auch keine Beschwerde wegen des Namens. Man hat aus Köln immerhin gnädigerweise zugesagt, sich in diese Dinge nicht mehr nachträglich einzumischen.

Wozu dienten KEYWDR, PRINTWDR und das Logprogramm?

Die Aufgabe von KEYWDR und PRINTWDR war, griechische und mathematische Sonderzeichen auf MS-DOS-Computern darstellen zu können sowie alte Drucker mit anderem Zeichensatz an diesen Computern anzuschließen. Makabrerweise wurde PRINTWDR hauptsächlich von Anwaltskanzleien benutzt, um elektrische Schreibmaschinen an Computer anzuschließen - Nadeldrucker mit zum Computer passenden Zeichensatz wurden im juristischen Umfeld nicht akzeptiert. Erst die Laserdrucker schoben Schreibmaschinen, Typenraddrucker und PRINTWDR aufs Abstellgleis.
Das Logprogramm verwaltete und druckte die damals noch vorgeschriebenen Logbücher für Funkamateure; eine Erweiterung konnte später QSL-Karten (Empfangsbestätigungen) für die getätigten Funkverbindungen bedrucken.

Wieso enthielten diese Produkte das Kürzel WDR?

Aus demselben Grund, aus dem es jetzt den Ärger mit den Internetadressen gibt: es sind meine Initialen. Dateien konnten unter MS-DOS maximal acht Buchstaben haben und der originale Tastaturtreiber für deutsche Tastaturen hatte den Dateinamen KEYBGR.COM. Der Name KEYWDR.COM für meine Datei war daher nur logisch, und damit auch KEYWDR für das Produkt.

Waren die Umsätze mit KEYWDR, PRINTWDR und dem Logbuchprogramm groß?

Sie sind aber hartnäckig! Sie sind nicht zufällig auf Recherche für den westdeutschen Rundfunk, ob man da nicht doch auch noch was abzocken kann? Nein, alle Produkte waren im Bereich 30 bis 65 Mark und wurden leider nie von größeren Handelsketten ins Sortiment übernommen. Damit hielt sich der Absatz in Grenzen. Das Logprogramm war ohnehin nur für den Amateurfunkbereich bestimmt.

Wie groß war die Softwareentwicklung Wolf-Dieter Roth?

Das war stets nur ich alleine. Es gibt genügend Leute, die würden jetzt ein großes Organigramm vorzeigen, in dem noch Eltern, Freundin, Verwandte, Hund und Kanarienvogel als Mitarbeiter eingetragen sind. Ich finde sowas lächerlich. Die Firma war nun mal nicht größer. Und da sich DOS-Programme nicht mehr so wahnsinnig gut verkaufen und ich nicht für Windows programmieren wollte, gibt es diese Firma auch schon einige Zeit nicht mehr. Mit den Inhalten der Domain wdr.org hatte sie nichts zu tun. Der westdeutsche Rundfunk behauptet, bösartige Journalisten hätten ihm eine wirtschaftliche Unterstützung bzw. Verkoppelung mit mir unterstellen können. Dieser Vorwurf wäre aber absolut lächerlich, außerdem sind selbst Boulevardjournalisten nicht so "bösartig" wie die Juristen, die für öffentlich-rechtliche Sender arbeiten.

Der westdeutsche Rundfunk hat doch schon wdr.de, was braucht er wdr.com und wdr.org?

Machtbessessenheit. Die Stärke einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt wurde immer schon darin gemessen, auf wievielen Frequenzen gleichzeitig an einem beliebigen Ort ihr Programm zu empfangen ist. So handhabt man dies nun auch im Internet.

Kann das mir auch passieren?

Leider ja. Gerichte sollten zwar jeden Fall individuell entscheiden, aber normalerweise macht es sich der Richter leicht und übernimmt entweder einfach Urteil und Begründung eines gewesenen Falls. Deshalb hat mein Schlamassel leider schon einigen anderen Leuten geschadet:
So ging postwendend aus "rein sportiven Gründen" die deutsche Welle gegen ein amerikanisches Softwarehaus vor und Boris Becker gegen einen Namensvetter, der übrigens auch in Software macht. Nee, nech? Gestern erst 'reingekommen und heute schon Abmahn- und Abzockkönig.:-(( Und obwohl die Seiten von ehemals boris.de nie über ein Rudimentärstadium hinausgekommen sind, unterstellt Boris Becker nun Uwe Boris Becker, dem ebenfalls per einstweiliger Verfügung planierten unglücklichen ehemaligen Inhaber auch noch, 100.000 Hits täglich zu haben und kräftig zu verdienen mit der Site. Daß man nur mit Werbung an Hits verdienen kann, die da auch tatsächlich drauf war, sollte doch Bobbele längst wissen, oder? Und daß er nicht so toll ist, daß täglich 100.000 Leute "boris.de" in ihren Browser eintippen und dann seine Visage erwarten, sollte ihm doch auch klar sein. Gleichtzeitig machte Boris Becker - natürlich auch wieder mit einstweiliger Verfügung und einem Ultimatum weniger Stunden - auch gleich noch zwei Studenten platt, die auch die Idee eines Sportportals hatten. Als sie die geplante Adresse sportgate.de registrieren wollten, war die allerdings plötzlich unerwartet weg. Also nahmen sie halt sport-gate.de. Von Boris Beckers Internet-Machtplänen wußten sie nichts. Doch in Deutschland gilt nunmal: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, und wer das Geld hat, hat die Macht und bekommt vor Gericht Recht. Außerdem sollen die "Tekkies" raus aus dem Internet und den Dummies und Goldgräbern Platz machen. Natürlich ist Sportgate inzwischen selbst pleite - aber was kratzt Boris das, Hauptsache, die Studenten sind auch platt! Sie mußten ihre Adresse aufgeben und heute ist unter sport-gate.de jemand anders zu finden.
Muß ich noch erwähnen, daß Fritz Pleitgen und Boris Becker gute Freunde sind?

Wie kann ich so ein Desaster verhindern?

Ausführlich habe ich das inzwischen hier erkläutert. Eine Kurzfassung:

  1. Keine eigene Domain aufmachen, sondern bei einem normalen Provider die mitgelieferte Adresse benutzen, beispielsweise http://ourworld.compuserve.com/homepages/w_d_r. Die paßt dann zwar auf keine Visitenkarte, am Telefon ist sie auch nicht zu gebrauchen, ist aber weniger abmahngefährdet, weil die Domain compuserve.com lautet und das einer Marke entspricht, die man auch nicht selbst verteidigen muß, sondern der Webhoster. Immer noch besser als gar keine Homepage.
  2. Wenn Domain, dann bloß nicht den eigenen Namen benutzen, auch wenn die Werbung der Webhoster das immer wieder nahelegt. Der wird garantiert irgendwann von einem Namensvetter mit mehr Kohle eingeklagt. Momentan sind neutrale Begriffe einigermaßen vor Klagen sicher, das kann sich allerdings (auch dank dem Landgericht Köln) wieder ändern. So 'geschmackvolle' URLs wie http://www.bezirks-befruchter.de sind durchaus noch zu haben, ansonsten kann man ja auch auf die AOL-Methode à la http://www.super-typ-2318.de ausweichen. Achja, http://www.mueller-2310.de geht natürlich auch, ist aber nicht ganz sicher vor einer Klage von http://www.mueller.de wegen Verwechslungsgefahr. Und http://www.wdr-2.de geht z.B. garantiert in die Hose...
  3. Wenns der eigene Name sein soll, weil es halt um eine Familienseite oder Bewerbung geht, dann unbedingt die 600 Mark investieren und den Namen als Marke anmelden. Die ersten fünf Jahre geht das auch ohne ein Produkt. Und bis dahin wird man schon irgendein Pseudo-Produkt finden, das sich anmelden läßt. Alte DOS-Software aus dem Jahre 1985 hat sich beispielsweise in der Praxis gut bewährt (nein, ich meine nicht KEYWDR sondern das da). Dummerweise habe ich mein Programm KEYWDR allerdings nie als Marke eintragen lassen, sonst wäre mir vielleicht einiges erspart geblieben. Und was die Bewerbung betrifft, kommt unser Dienst Bewerbung.net billiger als so ein Markenterz, nur um eine eigene Homepage vorzeigen zu können. Zumal die Markenanmeldung auch viele Monate (meist ein Jahr) braucht - und solange wollen Sie doch mit Ihrer Bewerbung sicher nicht warten...?

Wieso ist die oben angegebene Compuserve-Homepage so uralt?

Das waren meine ersten Homepage-Versuche ab 1995 mit dem (völlig untauglichen!) Compuserve-Homepage-Programm und Notepad. Literatur und Software für Webseitenerstellung gab es damals so gut wie nicht, und bevor ich mich mit den für meinen damaligen Arbeitgeber Cellway zu erstellenden Webseiten blamiert hätte, habe ich halt erstmal an etwas Unwichtigem geübt. ;-)
Da ich nicht eine dieser unsäglichen "das bin ich, das ist mein Hund, das ist mein Haus und das ist meine Frau" - Seiten fabrizieren wollte, die außer dem Ersteller niemand interessieren, habe ich halt ein paar Texte von mir draufgestellt. Die wurden gerne gelesen und die Leute bekamen Ideen, was man als Privatmann wirklich mit einer Homepage anfangen kann. Auch viele Journalistenkollegen begannen, ihre Texte in ähnlicher Weise auszugsweise online zu stellen. Journalismus.com ist z.B. heute ein Verzeichnis solcher Journalisten-Homepages - eins von vielen.
Irgendwann Anfang 1998 kam mir beim Neuinstallieren von Windows die spezielle Software abhanden, mit der man Compuserve-Homepages bestückt, und die Site war so veraltet, daß sie sowieso generalrenoviert werden müßte, wozu mir die Zeit und das Interesse fehlte. Und angesichts der jetzigen Ereignisse steht fest, daß ich sowieso keine private Homepage dieser Art mehr machen werde. Auch diese Site hier werde ich nicht mehr weiter updaten - die Abneigung gegen meine früheren Lieblinksthemen Rundfunk und Telekommunikation ist mittlerweile zu groß und es gibt einfach zuviele Leute, die sich wie Boris Becker oder die Rundfunksender einbilden, dass hier das große Geld zu holen ist. Auch der Sturz der Internet-Aktien hat dies nicht gestoppt. Ich werde mich zukünftig wieder auf reine Elektronikthemen beschränken.

Warum sind Sie nicht bei der Compuserve-Adresse geblieben?

Der Compuserve-Account wurde immer mal wieder gelöscht - teils versehentlich, einmal auch absichtlich durch einen mißgelaunten Compuserve-Angestellten. Das führte auch zu E-Mail-Problemen. Ich benutze den Compuserve-Account deshalb nur noch für private Zwecke und für Berichte über Compuserve selbst - da kann ich Aussetzer verkraften. Wenn ich auf eine dringende Information warte, akzeptieren meine Chefs dagegen sowas nicht. Compuserve ist inzwischen übrigens wieder absolut zuverlässig und der Mitarbeiter, der mir den Account abgeschaltet hatte, mußte das Unternehmen verlassen. (Wenn auch wohl nicht deswegen).
Mit E-Mail-Accounts bei anderen Anbietern hatte ich ebenfalls kein Glück - so schaltete Geocities, 1995 einer der wenigen Anbieter frei nutzbarer POP3-Accounts, meine E-Mails von einer Stunde zur anderen aufgrund eines Softwarefehlers auf den Account eines neuen Kunden. Da ich Mailinglisten empfing, wurde dieser Neukunde prompt mit Mails zugeschüttet, die er als Amerikaner nicht verstand, und beschwerte sich bei den Listen. Die Leute dort waren sehr irritiert, da es ja unter meiner E-Mail-Adresse geschah - nach einer Woche und viel bösem Blut (man hatte mich bereits von einer Liste geworfen) rief mich schließlich jemand an und ich wußte, wieso mein Postfach (wohlgemerkt ohne Fehlermeldung!) so leer geblieben war....

Sind denn E-Mails für Sie so wichtig?

Wichtiger als das Telefon, ja. Ich kann sie erledigen, wenn ich Zeit habe und werde nicht wie beim Telefon aus einer anderen Tätigkeit gerissen. Ebenso ist es bei den Leuten, mit denen ich korrespondiere.
Leute in höheren Positionen können allerdings in Deutschland E-Mail und Computer meist nicht ausstehen und deshalb das Problem auch nicht verstehen.

Was ist denn so schlimm an einer neuen E-Mail-Adresse? Ihre Postanschrift und Telefonnummer hat sich doch auch bei jedem Umzug geändert!

Wenn Sie eine alte Nummer anrufen und jemand anders an die Strippe bekommen, dann wird Ihnen das normalerweise auffallen. Obwohl das auch gewaltigen Ärger schaffen kann, siehe die Story mit dem Handy. Briefe kann man sich ohne Problem ein Jahr nachsenden lassen, und danach werden sie von der Post zurückgeschickt. Da passiert also normal nichts Schlimmes.
Wenn Sie dagegen eine E-Mail an eine Adresse schicken, die inzwischen jemand anders hat, merken Sie dies nicht. Ausgerechnet mit der wdr.org habe ich das selbst erlebt: Sie gehörte einst auch der inzwischen ebenfalls vom westdeutschen Rundfunk verklagten Bank Warburg Dillon Read. Ich wunderte mich monatelang über täglich -zig Newsletter und Mails - von geheimen Sicherheitsbulletins der New York Police bis zu der Bitte eines Jugendlichen an seine Mutter, sein Zimmer aufzuräumen und das Bett zu machen, weil seine Freundin zu Besuch komme - und einer bösen Mail zwei Tage später, wieso Mutti denn seiner Bitte keine Folge geleistet habe... ;-). Ich wußte ja nicht, daß die Bank zuvor auch wdr.org benutzt hatte. Warburg Dillon Read wurde mir erst durch den Prozeß bekannt.
Nun waren die für die Bank bestimmten Mails für mich nur lästig (sie hatten teils Umfänge von 20 MB und mehr, weil sich die Angestellten gegenseitig fette Attaches schickten in der Annahme, daß es eine hausinterne Adresse sei). Meine Mails im Rundfunk wären dagegen ein echtes Problem gewesen, zumal sich der westdeutsche Rundfunk ja tatsächlich als mein direkter Konkurrent versteht, warum auch immer. Und die internen Bank-Mails im Rundfunk wären sogar ein echtes Sicherheits-Problem. Das ändert aber nichts daran, daß sie nach einer Übergabe der Domain dem westdeutschen Rundfunk zustehen und der so gewonnene Erkenntnisse auch in seinen Sendungen präsentieren darf, auch wenn der Absender dies nicht will. Allerdings hat man mir mittlerweile zugesagt, die unter wdr.org eingehenden Mails nicht abzurufen. Zu Beginn des Prozesses war das dagegen nicht klar. Wie man es mit der anderen Bankadresse wdr.com halten wird, entzieht sich meiner Kenntnis, ist aber auch nicht mein Problem. Und auf jeden Fall hätte der westdeutsche Rundfunk mir im Gegensatz zur Post niemals für mich gedachte Mails nachgesandt, das hat man von Anfang an klargemacht. Deshalb war eine Abgabe der Adresse innerhalb drei Tagen einfach nicht machbar.

Ich kenne Ihre Artikel. Sie haben viel über Rundfunk geschrieben, aber wo ist da die Konkurrenz?

Ja, Rundfunk war immer meine Leidenschaft. Ich habe viel über DAB (Digital Audio Broadcast) geschrieben. Ich habe auch in meiner Hamburger Zeit Filmkritiken über Produktionen des norddeutschen Rundfunks verfaßt. Hinzu kamen Artikel über Powerline, eine Technik, die Daten über das Lichtnetz überträgt ("Internet aus der Steckdose"), aber dabei Lang- Mittel- und Kurzwelle mit Funkstörungen verseucht und so neben dem Amateurfunk- auch den Rundfunkempfang platt macht. Die Powerline-Anbieter sind dabei erbost über die öffentlich-rechtlichen Sender, die die Rundfunkbänder nicht räumen wollen. Ich wurde auch umgekehrt als Redakteur von Funkschau und PC-ONLiNE öfters in Rundfunk und Fernsehen interviewt. Das war aber immer ein Gewinn für beide Seiten und keine Konkurrenzsituation. Diese hat erst der Anwalt des westdeutschen Rundfunks erfunden, wobei er auch noch mein Hobby Amateurfunk mit hineinzog, das ja schon per Gesetz ein Hobby ist und keine kommerzielle Veranstaltung.

Wer hört denn heute noch Lang-, Mittel- und Kurzwelle?

In Deutschland haben wir eine gute UKW-Versorgung, ok. Doch um Sender aus anderen Ländern zu hören, brauchen wir diese Bänder. Nicht jeder Sender kann sich einen Satellitenkanal mieten. Im Urlaub statt eines Kofferradios eine ganze Sat-Anlage mitzuschleppen ist übrigens auch nicht der Hit.

Hat der Rundfunk mit DAB nicht auch dem Internet nützliche Impulse gebracht?

Dies ist tatsächlich so und leider kaum bekannt. Tatsächlich kennen die meisten Leute ja nicht einmal DAB.
Als das Fraunhofer-Institut und das Institut für Rundfunktechnik daran gingen, Digital-Daten zu komprimieren, um sie auf ein zur Rundfunkaussendung vernünftiges Maß einzudampfen, entstand neben MPEG 1 Layer 2, dem heute bei DAB und Digital-TV verwendeten Verfahren, auch MPEG 1 Layer 3, das inzwischen unter dem Schlagwort "MP3" bekannt ist.

Ist der westdeutsche Rundfunk nicht sehr dumm, jemand plattzumachen, der so auf seiner Seite steht?

Stand, bitte. Durch den Prozeß hat sich meine Meinung über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ja geändert. Bis letztes Jahr habe ich meine GEZ-Abgabe sogar gerne gezahlt. Ja, stellen Sie sich vor, so blöd kann man sein!
Ansonsten hat das nichts mit Dummheit zu tun - es ist denen schlicht egal, ob ich über sie positiv oder negativ schreibe. Für die definiert sich ihr Ruf an der Anzahl gewonnener Prozesse gegen Journalisten - ob eigene Mitarbeiter oder Fremde.

Wieso hat sich Ihre Meinung über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk geändert? Persönlich verstehe ich das, aber sachlich?

Das öffentlich-rechtliche System wurde entworfen, um den Rundfunk politisch und finanziell unabhängig zu halten, damit ein Mißbrauch wie im dritten Reich nie mehr möglich ist. Doch er wird seinem Auftrag nicht mehr gerecht und benutzt das von der GEZ kassierte Geld, um stattdessen mit den privaten Sendern, mit Privatpersonen im Internet und sogar mit Buchautoren zu konkurrieren. Dazu brauchen wir aber keine Gebühren-Zwangsabgabe, dazu sind die Rundfunkgebühren nicht bestimmt. Und es führt zu Auswüchsen wie der bis heute nicht endgültig begrabenen Idee, auf jeden Rechner mit Internet-Zugang GEZ-Gebühren zu verlangen, weil man damit das öffentlich-rechtliche Programm als Webradio empfangen könnte. Dabei hat niemand die öffentlich-rechtlichen Sender gebeten, ihr Programm ins Internet zu stellen. Das wäre ja, wie wenn ich jedesmal, wenn ich an einem jener Zeitungs-Ständer ("stummer Verkäufer") vorbeikomme, eine Mark zahlen müßte mit der Begründung, ich hätte zwar keine Bildzeitung rausgenommen, aber die Möglichkeit dazu gehabt...

Wieso Zwangsabgabe? Ich muß doch kein Radio- oder Fernsehgerät haben?

Fernsehen müssen Sie tatsächlich nicht haben. An den fast elf Mark monatlich für Radio kommen Sie aber nicht vorbei. Einerseits ist es heute schlichtweg unglaubwürdig, kein Radio zu haben, das nimmt Ihnen die GEZ nicht ab. Anderseits ist es sogar Vorschrift, einen Rundfunkempfänger bereit zu haben, denn die Alarmsirenen für den Zivilschutz wurden Ende der 80er abgeschafft und Informationen über Katastrophen (Feuer, Unwetter und militärische Angriffe) werden nun über den Rundfunk bekannt gegeben.

Die Zeiten ändern sich, wer schaut denn heute noch fern? Ist doch klar, daß der öffentlich-rechtliche Rundfunk ins Internet will!

Es geht nicht darum, ob, sondern wie. Niemand hat je den öffentlich-rechtlichen Sendern ihre Internetauftritte verweigert. Aber dann bitte entweder ohne Werbung und kommerzielles Konkurrenzgehabe oder ohne Verwendung von GEZ-Gebühren. Momentan sind die öffentlich-rechtlichen Sender nicht Fisch noch Fleisch: sie picken sich heraus, was ihnen grad besser paßt und sind mal kommerziell, mal staatlich. Ich hatte auf meinen Seiten keine Werbung, während das öffentlich-rechtliche zweite deutsche Fernsehen beispielsweise mit Microsoft Network und T-Online zusammenarbeitet und dafür Geld bekommt. Und trotzdem bin ich, der hier alles kostenlos anbietet, nach deren Auffassung ein böser kommerzieller Medientycoon, während sie behaupten, gemeinnützig zu sein. Dann im Prozeß heißt es aber plötzlich wieder, wären sie ein kommerzielles Unternehmen, würden sie sich mit mir einigen, aber als staatliche Institution dürften sie das nicht, sondern müßten gegen die private Wirtschaft agieren.

Ach, also mit Microsoft darf man zusammenarbeiten, aber mit kleinen Leuten nicht?

So ungefähr. Microsoft ist ja eine große Firma, das paßt dann wohl besser zusammen. Abgesehen davon hatte ich nicht vor, mit dem westdeutschen Rundfunk zusammenzuarbeiten, eine Konkurrenz hat aber ebensowenig bestanden. Ich habe nicht Rundfunk und Fernsehen gemacht, sondern höchstens daüber geschrieben. Ein Metzger und ein Schuhladen konkurrieren ja auch nicht miteinander, nach der Logik des westdeutschen Rundfunks und des Markenrechts wären sie allerdings erbitterte Konkurrenten, denn beide haben ein Ladengeschäft und sie verkaufen beide etwas, das aus Tieren gemacht wird...

Ja finden Sie denn diesen Medien-Moloch Kirch besser?

Besser sicher nicht. Aber ehrlicher. Leo Kirch hat immer klar gemacht, daß er Geld verdienen will und nicht behauptet, alles nur zum Wohle der Menschheit zu tun. Und wenn mir Premiere nicht gefällt und ichs nicht anschauen will, dann muß ichs auch nicht abonnieren und bezahlen. Deshalb ist Leo Kirch auch pleite gegangen. Fritz Pleitgens Unternehmen kann dagegen nicht pleite gehn.

Fritz Pleitgen behauptet ja, sein Portal wäre gegen Kirch und Springer?

Unsinn. Der braucht Kirch und Springer als Feindbild, so wie Franz-Josef Strauß einst die DDR. Die hat FJS damals mit Milliardenkrediten sogar noch am Leben erhalten und den eigentlich fälligen Bankrott so noch sechs Jahre hinausgezögert. Ebenso kann Fritz Pleitgen seine Internet-Taktik deshalb im Rundfunkrat durchsetzen, weil er auf den bösen Feind zeigen kann. In Wirklichkeit geht es doch allen drei um dasselbe: die Verkommerzialisierung des Net. Daß Leo Kirch abdanken mußte und nun ein Amerikaner bei Sat1 und Pro7 das Sagen hat, der sich auf die deutschen Spielchen nicht einlassen wird, hat ihm gar nicht gefallen.

Das Ganze erinnert mich an das Porno-Urteil, das gegen den ehemaligen Compuserve-Chef Felix Somm gefällt wurde.

Vor Gericht bekommt man ja auch nicht Recht, sondern ein Urteil. Wobei es Unterschiede gibt: Felix Somm, der zum Zeitpunkt der Anklage gar nicht mehr für Compuerve arbeitete, konnte sich eine zweite Instanz leisten und wurde dann von diesem unsinnigen Vorwurf freigesprochen. Außerdem war das Verfahren gegen Felix Somm ein Strafgerichtsverfahren, also Staat gegen Bürger. Zumindest formell ist es bei mir ein Zivilgerichtsverfahren, also Bürger gegen Bürger. De facto ist es allerdings auch Staat gegen Bürger, nur daß es keinen Staatsanwalt gibt, sondern der Rundfunk ja einen normalen Anwalt beauftragt hat, den ich jetzt bezahlen muß, ebenso das Gericht. Beim Strafgerichtsprozeß zahlt dies der Staat. Dafür wird dann natürlich eine Strafe verhängt, bei Felix Somm waren das 100.000 Mark.
Mein Anwalt hatte damals den Compuserve-Prozeß beobachtet, und der Richter war ja im ersten Prozeß so stark gegen Felix Somm eingestellt, daß er über den Antrag der Staatsanwaltschaft hinausging. Das war ein heftiger Prozeß. Der Prozeß gegen mich in Köln war allerdings noch extremer; als erstes wurde mein Anwalt angepfiffen, warum er eigentlich überhaupt zur Verhandlung erscheine und dem Gericht die Zeit stehle, denn der Fall sei doch in zwei Minuten abzuhandeln.

Es ging ja auch um mehr Geld?

Ja, bei mir war der Streitwert 500.000 Mark, und da auch Gerichtskostenvorauszahlungen fällig werden, hätte ich bereits in der ersten Instanz gut 160.000 Mark zahlen müssen. Die hätte ich im Fall eines Prozeßgewinns zwar wieder bekommen, aber dennoch hätte ich sie erst haben müssen. Felix Somm mußte allerdings auch eine Kaution hinterlegen, um nicht bis zum zweiten Prozeß in Haft genommen zu werden.

Sie sollten aber doch nicht inhaftiert werden?

Doch, diese Option steht dem westdeutschen Rundfunk nach wie vor offen, wenn ich nicht zahle oder nochmal mein Kürzel an einer Stelle verwende, wo es ihm nicht paßt.

Es kann doch nicht sein, daß ein Spitzname höher bestraft wird als ein Kinderschänder?

Moment mal, Felix Somm ist kein Kinderschänder. Es waren noch nicht mal Kunden oder Dienste von Compuserve involviert. Es ging um illegale Dinge im Internet, die unbeabsichtigt auch über die Anlage von Compuserve erreichbar waren. Der Vorwurf, er hätte an diesen kriminellen Vorgängen verdient, und so mehr Kunden gewonnen, hat ihn sowie alle Compuserve-Kunden beleidigt. Und diejenigen, die diese Dinge im Internet wirklich verbrochen haben, gehen unwiderruflich hinter Gitter, wenn sie gefaßt werden, nicht nur dann, wenn sie etwas nicht zahlen können. Da gibts also schon noch Unterschiede. Bitte nicht so übertreiben.

Ja kennen Sie denn nicht die Kinowerbung der GEZ?

Ach ja, der, wo der Kinderschänder, der Serienmörder und der Schwarzhörer nebeneinander in der Zelle sitzen...nein, auch das ist völlig übertrieben. Wahrscheinlich sollte es witzig sein. Oder Wunschvorstellung.

Wann machen Sie auf DL2MCD.de wieder eine normale Homepage?

Wozu? Was soll ich denn damit? Mein Privatleben stelle ich nicht ins Netz, zu verkaufen habe ich hier nix (das neue Piratensenderbuch hat seine eigene Seite und wird außerdem vom Verlag und Amazon verkauft, das habe ich nur anfangs selbst verkauft, weil es bei Amazon nicht gleich klappte), die Website war schon 1999 nur eine überholte Fingerübung und Amateurfunk mache ich ja nicht mehr. Für mich war immer nur die E-Mail wichtig. Wie auch den meisten anderen Internetusern Mail wichtiger ist als Web. Nur bei Juristen ist das anders.

... und wer uns unterstützen möchte, kann ab sofort hier Bücher bei Amazon.de bestellen - es würde zwar verdammt viele Bücher brauchen, um von 5% Provision einen Prozeß zu finanzieren, aber Lesen bildet ja bekanntlich - ganz im Gegensatz zum Fernsehen! - und damit ist es im doppelten Sinn für einen guten Zweck, ohne etwas zusätzlich zu kosten - nicht mal Porto...!

1&1 hat uns ebenfalls einen sehr reichhaltigen Shop gebaut. Dort gibt es unter anderem T-DSL, Handys, Internetzugang, ISDN-Anschlüsse, Consors-Online-Broking, Online-Shopsysteme, 0700er-Telefonnummern und natürlich die bekannt preisgünstigen und dennoch zuverlässigen Websites unter eigener Domain.
Um ehrlich zu sein: wegen letzterem haben wir den 1&1-Shop lange nicht beworben, denn wir wollen ja nicht noch mehr Leute ins Unglück stürzen. Auch wollen wir unserem eigenen Provider Speedlink eigentlich nicht das Wasser abgraben. Solange die Website aber wirklich rein privat ist - und schon ein Werbebanner der 1&1-Community macht sie leider bei manchen unserer Rechtsverdreher zu einer kommerziellen Website - besteht allerdings keine Gefahr. Gleiches gilt für eine Vanity-Rufnummer wie 0700-JOHNDOE. Wer bei der 0700-Rufnummer Probleme vermeiden will, kann außerdem auf das Buchstabenäquivalent verzichten und nur eine normale Telefonnummer angeben.

Die gesammelten Erfahrungen aus nun acht Jahren Jura-Terror - und da geht es dann nicht nur um mich - habe ich in dem Buch "Internet, Recht und Abzocke" zusammengefaßt, um anderen so einen Alptraum zu ersparen.

...weiter geht es hier mit dem Neuesten aus Köln und anderen Fundstücke unter dem Titel...

"Was soll der Quatsch eigentlich?"

DL2MCD

 

 
 
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